Das eisenzeitliche Gräberfeld in Duisburg Bergheim

Als im Jahr 2009 im Duisburger Stadtteil Bergheim auf einer bisher unbebauten Fläche Neubauten entstehen sollten, war die Verwunderung groß, als Urnengräber im Boden gefunden wurden. Im Anschluss an die umfangreichen Ausgrabungsarbeiten steht nun die wissenschaftliche Auswertung der Funde an.

Das Gräberfeld

Freilegung einer Urne

Die Ausgrabung ergab über 140 Bestattungen. Fast jedes Grab enthielt eine Graburne, in der sich die verbrannten Reste des Verstorbenen befanden. In den Urnen und in deren Umfeld fanden sich auch weitere Objekte, wie z.B. eine Kropfnadel aus Bronze und mehrere Webgewichte. Spannend ist auch der Fund eines Glasarmring-Fragmentes, der typisch für die Kultur der Kelten ist.

Die Urnen wurden beim Ausgraben mit in Gips getränkten Mullbinden umwickelt. Ausgehärtet ist der Gipsmantel ein wirksamer Schutzmantel für die fragilen Gefäße. So geschützt, werden die Urnen in die Restaurierungswerkstatt gebracht und dort freigelegt. Für den Wissenschaftler ist es wichtig, die Urnen in kompletter Weise zur Bearbeitung zu erhalten, da die Urnenformen Hinweise auf das Alter liefern. Auch in prähistorischen Zeiten gab es Modeerscheinungen. Diese wechselten aber nicht, wie heute alle halbe Jahre, sondern hielten sich auch mal fünfzig oder gar hundert Jahre. Somit können wir eine Urne betrachten und den Zeitraum der Herstellung bestimmen

Die Vorrömische Eisenzeit

Karte der Fundstellen von Gräbern im Raum Duisburg

Das Gräberfeld datiert in die frühe vorrömische Eisenzeit. Dies meint den Abschnitt nach der Bronzezeit: die Zeit der frühen Kelten. Damit meinen wir die Zeitspanne von etwa 1000. v. Chr. bis 500 v. Chr. In dieser Zeit dominierte am Niederrhein die Grabhügelkultur. Wie der Name schon sagt, wurden die Menschen unter Grabhügeln bestattet. Da die Landschaft in den folgenden Jahrhunderten stark verändert wurde, sind die Grabhügel heute in unserer Region nur noch in Ausnahmefällen erhalten. Insbesondere im letzten Jahrhundert hat die Region durch die Verstädterung einen massiven Wandel erlebt, dem auch die Grabhügel zum Opfer gefallen sind. Aber nicht nur die moderne Überbauung zerstörte die Grabhügel, auch Wind und Wasser trugen die Grabhügel ab. Mit dazu beigetragen hat die Landwirtschaft durch intensiven Ackerbau. Somit sind es meist glückliche Umstände, denen wir das Auffinden von vorgeschichtlichen Gräberfeldern verdanken.

Der Bestattungsbrauch

Eine Graburne. Im Hintergrund kann man den Kreisgraben erkennen, der den Grabhügel umrundete

Die Gräber verraten uns viel über den Ablauf des Grabkultes zu dieser Zeit. Die Toten wurden zunächst auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Anschließend wurden die Knochen des Toten aus dem Scheiterhaufen aufgesammelt. Man darf sich nun nicht die Verhältnisse eines modernen Krematoriums vorstellen, in dem Temperaturen von über 1000°C herrschen, durch die der Körper zu Asche zerfällt. Auf dem Scheiterhaufen unter freiem Himmel werden Temperaturen von 600-900°C erreicht. Der Körper vergeht, die Knochen zerspringen und bleiben als kleine, weiße Stücke übrig. Diese Knochenreste werden in eine Urne gelegt. Manchmal wird noch ein kleines Gefäß auf den Leichenbrand gestellt, das wahrscheinlich eine Speisebeigabe enthielt. Auf anderen Gräberfeldern konnten Getreide, Brot und auch Fleisch nachgewiesen werden. Es bleibt abzuwarten, was wir in Duisburg nachweisen können.

Nach dem Befüllen der Urne, wurde meistens eine Schale auf die Urnenmündung gelegt, um diese zu verschließen. Danach erfolgte der nächste Schritt im Bestattungsakt. Die Urne wurde im Boden beigesetzt, die Grabgrube verfüllt und der Grabhügel aufgeschüttet. In der Regel bekam jeder seinen eigenen Grabhügel. Die Gräberfelder müssen mit ihren Hügeln von weitem sichtbar gewesen sein und dienten den dort lebenden Menschen über viele Generationen als Erinnerungsort.

Die meisten Urnen wurden mit einer Schale zugedeckt
Ein Kiespflaster als Untergrund für die Urne

Das "Schwester-Gräberfeld"

Dokumentation des Gräberfeldes Wedau aus dem späten 19. Jahrhundert.

Die Analyse der Funde

Tim Glörfeld mit einer Graburne

Die Analyse eines Gräberfeldes ist für Tim Glörfeld M.A. keine neue Aufgabe, da er im Rahmen seines Magisterabschlusses ein westfälisches Gräberfeld der gleichen Zeitstellung bearbeitet hat. Auch dort lagen Graburnen vor.

Das Gräberfeld von Duisburg-Bergheim wird er im Rahmen einer Doktorarbeit über Bestattungssitten der vorrömischen Eisenzeit an der Ruhr-Universität Bochum auswerten. Der Betreuer der Arbeit ist Prof. Dr. Th. Stöllner, ein Spezialist für die Zeit der frühen Kelten, also dem Zeitraum unseres Gräberfeldes in Duisburg-Bergheim. Wenngleich die Gräber im Rheinland auf den ersten Blick viele Gemeinsamkeiten mit denen in Westfalen haben, so fallen auf den zweiten Blick die Unterschiede auf. Nordrhein-Westfalen war schon immer durch eine kulturelle Vielfalt geprägt. So kommt Herr Glörfeld als gebürtiger Dortmunder, Bochumer Student mit Wissen über die südwestfälische Eisenzeit ins Rheinland und freut sich auf die Erkundung des unteren Niederrheins, dort, wo die Ruhr in den Rhein mündet und eine Stadt namens Duisburg entstanden ist.