Baustelle Stadtfenster - unerwartete archäologische Funde

In der Duisburger Altstadt laufen derzeit Ausgrabungsarbeiten für das Bauvorhaben "Stadtfenster" an der Universitätsstraße. Der Investor Multi Development lässt deshalb im Vorfeld der Neubebauung Voruntersuchungen von der archäologischen Grabungsfirma ABS unter fachlicher Betreuung durch die Stadtarchäologie Duisburg durchführen.

Ausschnitt aus dem Stadtplan des Johannes Corputius von 1566

Das Areal war ab dem 14. Jahrhundert Teil einer Klosteranlage, aus der später die Universität hervorging. Es wurde nach der Auflösung der Universität 1818 und dem Bau der Universitätsstrasse wenige Jahre später durch jüngere Gebäude überbaut, die im 2. Weltkrieg zerstört wurden.

Die Grabungsergebnisse übertreffen alle Erwartungen. Neben Überresten mittelalterlicher Bauten haben sich insbesondere vom "Großen Ordenshaus", das nach der Universitätsgründung 1655 als Professorenhaus gedient hat, umfangreiche Bauteile im Boden erhalten. Dazu gehört die komplette mittelalterliche Kellerebene aus dem 13./14. Jahrhundert und Teile des Erdgeschosses.


Universitätsplan von 1815

Südwestlich des Burgplatzes liegt zwischen der Beekstraße und der Steinschen Gasse das Areal einer klösterlichen Gemeinschaft (sog. Dritter Orden), das in den Quellen dort sicher ab der Zeit um 1300 erwähnt ist. Auf dem Corputiusplan von 1566 ist der ummauerte Bereich mit der Klosterkirche, dem "kleinen Ordenshaus" und dem "großen Ordenshaus" sowie weiteren Gebäuden gut zu erkennen.
1655 wird auf dem Gelände die Universität gegründet. Aus der Klosterkirche wird durch Umbau das Auditorium, die beiden Ordenshäuser werden als Professorenhäuser verwendet. Einige der Klostergebäude werden abgebrochen, teilweise entstehen auch Neubauten. Diesen Zustand zeigt der Urriß von 1823.


Historische Mauerreste auf der Stadtfensterbaustelle

Bei den Grabungen stießen die Archäologen auf Überreste des "Großen Ordenshauses" und auf zwei weitere Gebäude, die auf dem Corputiusplan dargestellt sind und auf dem Katasterplan von 1823 bereits verschwunden waren.

Ein tiefer liegender Baukörper aus kleinteiligen, in Lehm gebundenen Bruchsteinen, ist von der Bauart als ältester Baukörper zu identifizieren. Er wurde nachträglich in der Klosterzeit mit Ziegeln eingewölbt und vor 1823 abgebrochen.

Von einem weiteren, nicht unterkellerten Bau haben sich größere Bereiche des Fundaments erhalten.

Insgesamt drei Kellerräume aus Ziegelmauerwerk mit Wölbungsauflagern später entstandener Tonnengewölbe gehörten zum "Großen Ordenshaus". Von diesem Baukomplex haben sich auch Teile des Erdgeschosses erhalten. Die Kellerräume aus dem 13./14. Jahrhundert sind mit unterschiedlichen Lichtnischen und Wandschränken aus der Erbauungszeit erhalten. Die Befunderhaltung der aufgehenden Kellerwände bis zum Erdgeschoss ist hervorragend und in dieser Form völlig überraschend.