Herbst im Duisburger Stadtwald: Natürliche Verjüngung in voller Blüte
Zwischen Buchen muss man die Großstadt schon suchen. Ganz in der Ferne ist vielleicht das Rauschen der Autobahn 3 zu vernehmen, aber ansonsten ist im November frei nach Goethe über allen Gipfeln Ruh‘ im Duisburger Stadtwald zwischen Neudorf und Uhlenhorst. Hier steht das Männlein schon mal schnell allein im Walde...
Dabei ist der Herbst durchaus eine Zeit des Aufbruchs und der Bewegung in Duisburgs grüner Lunge. Stadtförster Stefan Jeschke hat einige spannende Beobachtungen gemacht.
„Wir haben ein sehr gutes Waldfrucht-Jahr“, meint der Waidmann. „Die Bäume haben eine gute Mast, also eine reiche Ernte. Viele Eicheln und Eckern wurden abgeworfen. Das hilft uns sehr beim angestrebten natürlichen Verjüngungsprozess.“ So eine Vollmast tritt nur alle fünf bis zehn Jahre auf, da sie die Bäume viel Kraft kostet.
Klar, die globale Erwärmung macht auch vor den exakt 1588,25 Hektar Waldfläche in Duisburg nicht halt. Dabei weiß Jeschke: „Die Eiche hat eine besondere Bedeutung für den Wald der Zukunft.“ Ihr Anteil am Duisburger Grün beträgt derzeit 20 Prozent. Spitzenreiter ist die Buche mit 25 Prozent. „Ein Baum, der aber bereits an seinem ökologischen Optimum war, und vor allem das kühle atlantische Klima mag“, erklärt der Förster. In den vergangenen 2000 Jahren habe die Buche Deutschland dominiert.
Eichen sollen nicht weichen
Das war in Duisburg nicht anders. Nun soll die Eiche jedoch ihren Platz einnehmen. „Sie ist widerstandsfähiger, kommt besser mit Trockenheit klar“, sagt Jeschke. „Darum freue ich mich sehr, wenn ich so viele Keimlinge von Stiel-, Trauben- und Amerikanischer Roteiche sehe.“ Die Stadt Duisburg forstet selbst auch Eichenflächen auf, „aber das natürliche Wachstum mit einer hohen genetischen Variabilität, ist natürlich besser und kostengünstiger“, so der Förster. Entsprechende Naturverjüngungsflächen mit viel Lichteinfall, den die Eiche eher als das Schattengewächs Buche braucht, schaffen die Forstangestellten daher auch bewusst durch das Entnehmen anderer Bäume. Und der Prozess entwickelt sich gut. Knapp 20 Zentimeter messen viele der jungen, zweijährigen Triebe schon.
Aber auch den gut acht Prozent Nadelbäumen im Stadtgebiet kommt eine wichtige Bedeutung zu. So hat Jeschke in jüngerer Vergangenheit beobachtet, dass der seltene Schwarzspecht sich in Duisburg immer wohler fühlt. „Und er braucht Nadelgehölze für seine Nahrungssuche, brütet aber wiederum in Buchen.“ Weitere, vor allem im Herbst sichtbare Waldbewohner profitieren auch von Nadelbäumen – Pilze. Zwar sind sie auch in den Laubwäldern zu finden, aber Fichten und Kiefern mögen sie besonders.
Pilze und Bäume arbeiten zusammen
Stefan Jeschke betont: „Pilze gehen mit den Bäumen eine Beziehung, eine Symbiose, ein, bei der sie die Bäume unter anderem mit Phosphor versorgen. Sie sind ganz wichtig, sorgen dafür, dass die Bäume gesund bleiben. Man sollte sie nicht rausreißen.“ Für Menschen können sie aber auch lebensgefährlich sein. „Deswegen kann ich nur allen abraten, Pilze zu sammeln, wenn man keine Erfahrung und Ahnung hat. Vor allem bei Lamellenpilzen ist die Gefahr groß, giftige zu erwischen“, sagt der Stadtförster. Duisburg sei sowieso kein ideales Pflaster für Pilzsammler. „Natürlich kann man ab und an auch mal einen Steinpilz oder eine Marone finden, aber das ist doch eher die Ausnahme.“ Meistens stoßen Spaziergänger im Forst auf ungenießbare Tintlinge, Trichterlinge und Lorchel.
Waldwandern
Zu Waldspaziergängen rät Stefan Jeschke aber natürlich doch. „Ich bin gerne im Wald – das ist mein Leben. Und ich habe schon auf vielen Exkursionen Menschen gesehen, die überhaupt nicht glauben konnten, wie schön grün und facettenreich Duisburg ist, und die ich von unserer naturgemäßen Waldwirtschaft überzeugen konnte.“