Duisburger Sprachcamps: Kleine Stadtteil-Reporter reisen durch die Galaxie
Sie sind für viele Duisburger Grundschulkinder mit Migrationshintergrund das Highlight der Herbstferien: die Duisburger Sprachcamps. Inzwischen volljährig sind die "Kleinen Stadtteil-Reporter" im Kulturbunker in Bruckhausen. Seit 2006, also seit 18 Jahren, besteht das Projekt. Ein Besuch zwischen Himmel und Erde...
Amina bewegt die drehbare Sternkarte bis zum Monat September. „Da habe ich Geburtstag und die Jungfrau ist mein Sternzeichen“, erklärt die Achtjährige und zeigt auf das mit Linien verbundene Sternenbild. Auch alle anderen Sternzeichen kann sie auswendig runterrasseln. Vor zwei Wochen kannte sie die Sternbilder noch nicht. „Das habe ich hier im Sprachcamp gelernt“, sagt die Grundschülerin.
Spaß haben und dabei lernen – seit vielen Jahren sind die Duisburger Sprachcamps für Grundschulkinder mit Zuwanderungsgeschichte in den Herbstferien heiß begehrt. „Ich habe jetzt schon eine volle Warteliste fürs nächste Jahr“, berichtet Hendrik Spließ. Der 46-Jährige ist Streetworker beim Jugendamt der Stadt Duisburg und kümmert sich bereits seit 2006 um das Projekt „Kleine Stadtteil-Reporter“ im Kulturbunker Bruckhausen (Öffnet in einem neuen Tab). Dieses Jahr steht für die 14 Teilnehmenden das Thema Weltraum auf dem Stundenplan. Wobei, Stundenplan klingt zu sehr nach Schule. Und genau das soll das Sprachcamp nicht sein. Es ist keine Verlängerung des Unterrichts in den Ferien.
Rap-Song und Buchstabensuppe
„Nein, hier ist nichts verschult. Alles läuft spielerisch. Wir wollen aber Anreize für die Kinder schaffen, am Ball zu bleiben, den Gebrauch der deutschen Sprache zu vertiefen“, so Spließ. Ein paar Regeln gibt es dann doch: Neun an der Zahl stehen auf einem großen Papier an der Wand. Regel Nr. 1: „Wir sprechen Deutsch“. Denn das ist nicht selbstverständlich: Zu Hause reden die viele etwa Arabisch oder Türkisch. Mit Musik lernt es sich noch viel besser. Wie jedes Jahr entsteht daher auch diesmal zusätzlich ein Rap-Song im Tonstudio des Kulturbunkers zum ALLumfassenden Ferienthema. Musiker „Stathi“ hilft den Kids dabei.
Die besuchen alle die dritte oder vierte Klasse der Grundschule Bruckhausen. Die Klassenlehrerinnen und Klassenlehrer wählen die Schülerinnen und Schüler aus, für die das Sprachcamp eine geeignete Ferienbeschäftigung wäre. Die Teilnahme kostet die Familien nichts; Mittagessen ist inklusive. Unter anderem gab es – na klar – Buchstabensuppe.
Die diesjährige Gruppe besichtigte in der ersten Woche das Planetarium in Bochum und die Sternwarte Recklinghausen. Und genau wie die „echten“ Journalisten haben sie in einer Redaktionskonferenz vorab besprochen, welche Themen sie in Artikeln oder sogar Radiobeiträgen umsetzen wollen. Dilnaz möchte zum Beispiel etwas über den Polarstern schreiben. „Er ist groß und hell und man kann ihn bei uns jede Nacht am Himmel sehen“, weiß die Zehnjährige schon.
Ihr neuerlangtes Wissen bringen die Schülerinnen und Schüler zu Papier, gestalten dazu noch bunte Bilder vom Sonnensystem mit den Planeten. Wie jedes Jahr entsteht daraus am Ende eine kleine Schülerzeitschrift. Auch dank der Hilfe der pädagogischen Betreuer Thomas Block, Sandra Jungblut und Ingo Tenbücken.
Hendrik Spließ: „Mir gibt das Projekt ganz viel Zufriedenheit und Freude, wenn ich sehe, wie sich die Kinder sprachlich und auch sozial weiterentwickeln. Noch heute treffe ich frühere Teilnehmer, die inzwischen junge Erwachsene sind, und die können mir noch immer ihren Rap-Song von damals vorsingen. So eine nachhaltige und tolle Zeit war das Sprachcamp für sie.“
Sechs Standorte, 130 Kinder
2024 gab es in den Herbstferien sechs verschiedene Sprachcamps an unterschiedlichen Standorten:
- Blaues Haus in Hochfeld
- Regionalzentrum Nord in Marxloh
- Parkhaus Meiderich
- Mabilda in Obermarxloh
- Jugendzentrum Angertaler Straße
Anbieter sind der Verein für Kinderhilfe und Jugendarbeit, Jungs e.V., Mabilda und der Caritasverband Duisburg in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt. Alle 130 Plätze waren ausgebucht.