Graffaz' Stadtwappen aus der Dose
Der schwarze, doppelköpfige Reichsadler züngelt in knalligem Rot, thront über der weißen Dreiturm-Burg. Seit 1527 ist diese Darstellung als ursprüngliches Wappen der Stadt Duisburg bezeugt. Und jetzt kam es aus der Sprühdose...
Graffiti-Künstler Daniel Jähn, in Duisburg vor allem als Graffaz bekannt, hat es auf Leinwand gebracht. Ein Blick in sein Farbregal klingt wie ein Rundgang durch die Obst-Abteilung im Supermarkt: „Strawberry“, „Orange“, „Green Apple“ oder wie ein Ritt durch den Erdkunde-Atlas: „Fjord“, „Himalaya“, „Sahara“. Dutzende Farbtöne, hunderte Sprühdose stehen ordentlich aufgereiht und beschriftet in Jähns Lager.
„Ich bin Rheinhauser Jung“, sagt der 25-Jährige. Und seine Liebe zu seiner Heimat hat er jetzt mit einem 1 mal 1 Meter großem Stadtwappen zum Ausdruck gebracht und der Stadt Duisburg überreicht. „Ich würde mich freuen, wenn es einen würdigen Platz findet, wo viele Leute es sehen. Das würde mich als Duisburger sehr stolz machen.“
Ein Motiv nur „100-prozentig zu kopieren“, kommt Graffaz nicht in die Tüte, ähm... aus der Dose. „Ich will immer ein bisschen was verändern. Gerne arbeite ich mit bewussten Farbsprenkeln. Ich mag es nicht so clean, lieber etwas dreckig.“ Das Stadtwappen hat er bewusst mit einem farbenfrohen Rahmen versehen. „Es soll die bunte Vielfalt unserer Stadt symbolisieren.“
Schon als Kind kreativ
Wichtig ist dem jungen Künstler zu sagen, dass Graffiti raus aus der Schmuddelecke sei. „Es wird als Kunst wahrgenommen.“ Und das nicht nur in den eigens ausgewiesenen legalen Sprüh-Flächen im Stadtgebiet, den sogenannten „Hall of Fames“, wie zum Beispiel in einem Tunnel in Meiderich.
Dort hat Graffaz selbst seine ersten Versuche mit der Spraydose gemacht. „Eigentlich war ich schon immer kreativ, auch schon als Kind mit meinem Vater.“ Irgendwann wechselte er dann vom Buntstift zur Airbrush-Pistole und Sprühdose. Zunächst blieb es aber ein Hobby. „Ich bin gelernter Industriemechaniker, war in dem Beruf aber totunzufrieden.“
Also wagte Jähn im Oktober 2023 den Sprung in die Selbstständigkeit. „Es läuft sehr gut, ich habe jede Menge zu tun.“ Bis zu 80 Dosen verbraucht er im Monat. Manche Motive wie das Stadtwappen, das er mit einem Beamer auf die Leinwand geworfen hat, um die Konturen vorzuzeichnen, gehen ihm leicht von der Hand. „Dafür brauche ich vielleicht zwei Stunden.“ Größere und filigranere Motiv oder Porträts sind dann aber durchaus auch mehrtägige Projekte.
Graffaz‘ bisheriges Highlight war das MSV-Logo für die Loge des Duisburger Comedians Markus Krebs. „Er hat mich dann auch ins Stadion eingeladen.“ Und was ist sein beruflicher Traum? „Ich möchte mal ein Mural sprühen. Das ist ein Motiv auf einer ganzen Häuserfassade. Und eine Ausstellung wäre auch cool.“
Jetzt, wo er sein Hobby zum Beruf gemacht, fehlt eigentlich nur ein neuer Freizeitvertreib… „Das Wochenende versuche ich mir freizuhalten – für meine Freundin, fürs Fitnessstudio und den MSV.“