Das sind Duisburgs Rekordhütten

Wer hätte das gedacht? Duisburg hat eine eigene Hütte im Hochgebirge und nicht nur dort: Die am tiefsten gelegene Alpenvereinshütte steht auf Duisburger Grund. Mehr zu den außergewöhnlichen Hütten lesen Sie hier.

Christine und Franz Strasser haben ihn noch den ganzen Winter lang – Schnee vor ihrer Duisburger Hütte. Nicht in Walsum, Rahm oder Rheinhausen sondern in der sogenannten Goldberggruppe der Hohen Tauern im österreichischen Kärnten. Dort liegt sie auf 2572 Metern Höhe – Duisburgs höchste Hütte.

Die Eheleute Strasser bewirtschaften das idyllisch gelegene Gebäude seit neun Jahren für die Sektion Duisburg des Deutschen Alpenvereins (DAV). Die Berghütte selbst wurde bereits 1910 errichtet. Mit etwa 1260 Übernachtungen im Jahr ist sie keine der besonders großen Hütten im DAV. „Sie ist schnuckelig und gemütlich“, weiß Volker Schreiber aus eigener Anschauung. Schreiber kümmert sich um die Öffentlichkeitsarbeit der Duisburger Sektion. Nicht ohne Stolz sagt er: „Wir haben 9100 Mitglieder, gehören damit zu den größten Sportvereinen in Duisburg. Klettern und Wandern liegt im Trend.“ Erfreulich: Gut 1600 der Mitglieder sind unter 25 Jahren alt.

Gemütlich sieht es in der Gaststube aus

Startpunkt für Touren

Vereinsmitglieder können günstiger in der Hütte (rund 30 Schlafplätze) übernachten, aber auch sonst steht sie Ski- und Wandertouristen offen. Nur im Juni und von Oktober bis Anfang Dezember ist Ruhezeit. Schreiber weiß: „Sie ist eine der wenigen DAV-Hütten, die auch im Winter touristisch offensteht.“ Zu verdanken ist dies der Lage im Skigebiet am Mölltaler Gletscher und am Tauernhöhenweg. Die Duisburger Hütte ist Ausgangspunkt für Skitourengeher, aber auch für hochalpine Gletscher- und Rundtouren. „Vom Tal aus braucht man durchaus bis zu sechs Stunden zu Fuß bis zur Hütte“, sagt Volker Schreiber, „das ist anspruchsvoll.“ Doch es geht auch leichter: mit der Seilbahn hoch auf 2800 Meter und dann eine Viertelstunde Abstieg.

Wer dann ankommt, genießt atemberaubendes Alpen-Panorama und leckere Bewirtung der Strassers. Auch an sonstigem Komfort mangelt es nicht: Die Hütte ist ans öffentliche Stromnetz angeschlossen, hat eine vollbiologische Mehrkammerkläranlage, die erste ihrer Art in dieser Höhe. Im Winter wird Schmelzwasser in eine unterirdische Zisterne geleitet und mit einer UVC-Anlage trinkfertig aufbereitet.

Volker Schreiber (li.) und Uwe Impelmann kümmern sich bei der Sektion Duisburg des DAV um die Öffentlichkeitsarbeit

Knapp über Normalnull

Von ganz oben geht’s nun nach ganz unten: Duisburg hat noch eine weitere Hütte der Superlative. Und zwar die tiefste im gesamten DAV-Gebiet. „Sie befindet sich auf 26 Meter über Normalnull“, erklärt Uwe Impelmann. Er ist bereits seit Jahrzehnten in der Sektion Duisburg ehrenamtlich aktiv und verbringt viel Zeit im Landschaftspark Duisburg Nord. 

Von der Hütte kann man bis zum Schwarzsee- und Weißseekopf gucken

Dort haben die Duisburger Alpinisten vor 22 Jahren eine renovierte ehemalige Reparaturwerkstatt als Vereinshütte angemietet – quasi eine Hütte auf der Hütte mit Aufenthaltsraum, Küche und 16 Übernachtungsplätzen. Sie werden vor allem gerne von Kletterfans angenommen. „Von hier aus starten unsere Kletterkurse im LaPaDu“, sagt Impelmann. Allein im vergangenen Jahr haben mehr als 10.000 registrierte Besucher (davon 2500 Nicht-Mitglieder) die nach eigenen Angaben „größte Outdoor-Kletteranlage außerhalb der Alpen“ genutzt.

Inmitten des Klettergartens im Landschaftspark Duisburg-Nord steht die Nordparkhütte

Inzwischen gibt es zehn „Sektoren“ in den ehemaligen Erzbunkertaschen. Es ist ein stetig wachsender Kletter- und Bouldergarten mit über 800 Routen in bis zu zehn Metern Höhe mit teils skurrilen Namen wie „Pott und Pils“, „Grobmotoriker“, „Wackeldackel“ oder „Ruhig Blut“ für Anfänger und Profis. Darunter einige Highlights, die nur wenige DAV-Sektionen vorhalten: „Wir haben zum Beispiel einen Sturzsimulator, in dem wir zeigen, was passiert, wenn man abrutscht“, erklärt Impelmann. „Oder auch eine Drytooling-Anlage.“ Darin trainieren Bergsteiger das Eispickelklettern und Spaltenbergung in der Trockenwand.    

Die Nordparkhütte hat zwei Schlafräume mit je acht Betten

Die Kletterer bilden im Verein mit Abstand die größte Abteilung. Aber der DAV bietet noch mehr: Wandergruppen, Mountainbiker und sogar eine Fotografie-Gruppe. Und man muss dafür nicht erst ins Hochgebirge reisen. „Viele Touren und Kurse finden in der näheren Umgebung zum Beispiel auf den Halden statt“, sagt Volker Schreiber. Oder aber auch im Warmen. Die Wanderer bieten auch Touren auf Madeira, Korsika oder Rhodos an.

Vor allem im Sommer ist der Klettergarten gut besucht. Hier ein Blick in den Sektor mit den Klettersteigen

Besonders stolz sind die Duisburger DAVler auf ihr integratives Konzept. Unter dem Begriff „4ALL“ werden Angebote für Menschen mit Handicap zusammengefasst. Volker Schreiber dazu: „Wir haben sogar Kletterkurse für Rollstuhlfahrer.“ Uwe Impelmann ergänzt. „Unser Verein versucht immer von Duisburg aus für Duisburg etwas anzubieten.“

2026 feiert die Duisburger Sektion ihr 125-jähriges Bestehen. Die Planungen für eine große Feier im LaPaDu sind gerade angelaufen. Gibt es einen Geburtstagswunsch? Impelmann: „Es wäre großartig, wenn sich auch in Zukunft viele Ehrenamtliche finden, die uns unterstützen.“

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