Vorbild für Generationen von Boxern: Eduard Schwabe mit Bundesverdienstkreuz geehrt
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den langjährigen ehrenamtlichen Boxtrainer Eduard Schwabe für seine Verdienste mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Im Duisburger Rathaus erhielt Schwabe diese hohe Ehrung. Wenige Tage zuvor machte der Senior noch die Jugend flott...
Der rechte Haken sitzt noch immer. Mit beeindruckender Reaktionsschnelligkeit legt Eduard Schwabe Lücken in Younes‘ Deckung offen. Der 15-Jährige ist sichtlich beeindruckt. Trotz seiner 80 Jahre ist Schwabe noch immer fit wie der sprichwörtliche Turnschuh und hängt bei Situps und Liegestützen manchen Jungspund ab. „Ich bin auch früher jeden Tag vor der Arbeit 5000 Meter gejoggt - das zahlt sich aus“, sagt die Duisburger Box-Koryphäe vor der Trainingseinheit in der Halle von SW Westende Hamborn. Dort zeigt er „der Jugend von heute“, zu welchen Leistungen auch Senioren noch fähig sind.
SW Westende Hamborn ist der Verein seiner Jugend. Als schmächtiger Teenager schaute er Anfang der 60er-Jahre zum Schnuppertraining vorbei. Es sollte der Anfang einer bemerkenswerten Karriere im und insbesondere am Boxring sein.
Vorbild und väterlicher Freund
Eduard Schwabe war Berufssoldat und Maschinenbautechniker. Er ist kein Mann, dem man ein X für ein U vormachen kann. Ein Mann, der noch heute davon schwärmt, „wenn die Jungs und Mädchen zuhören und umsetzen, was man ihnen sagt“. Das war und ist sein Antrieb: Kindern und Jugendlichen zu helfen, ihnen ein Vorbild zu sein und – wenn nötig – auch ein väterlicher Freund. „Er hat sicherlich vielen eine Perspektive gegeben, sie von der Straße geholt“, sagt Muhammet Keteci. Der Bereichsleiter bei den Wirtschaftsbetrieben Duisburg hat gemeinsam mit mehreren Initiatoren Eduard Schwabe fürs Bundesverdienstkreuz über das Büro des Oberbürgermeisters vorgeschlagen. Dr. Ali Eran, Vorsitzender der Hamborner Boxabteilung, ist ein weiterer Fürsprecher und Schwabe-Schützling: „Zu Eduard schauen alle auf. Er ist ein Mann, dessen Handschlag noch etwas bedeutet.“
Titelträger geformt
Zeit seines ehrenamtlichen Trainerlebens hat sich Schwabe vor allem für Kinder aus schwierigen Verhältnissen eingesetzt. In Hamborn, bei den Boxfreunden Bottrop und bis vor Kurzem noch bei DJK Eintracht Marxloh im Petershof, einer sozialpastoralen Hilfseinrichtung der katholischen Kirche. „Viele waren Flüchtlinge, aus dem Irak, dem Iran oder Syrien. Sie mussten in ihrer Heimat alles zurücklassen“, erinnert sich der rüstige Rentner. Doch Schwabe vermittelte diesen Kids nicht nur die Begeisterung für Sport, Disziplin und ein Hobby. Einige von ihnen formte er sogar zu Titelträgern. Denis Makarov, Marcel Hadjali und Alexander Kupreenko wurden mehrfach Deutsche Meister in verschiedenen Gewichtsklassen. Makarov 2010 sogar Europameister im Federgewicht. Dabei hat er sich selbst nie am sportlichen Erfolg bemessen. „Ich wollte nie Geld, sondern nur helfen und Spaß am Sport vermitteln.“
Bescheiden und bodenständig
Die Ehrung nimmt Eduard Schwabe zumindest äußerlich gelassen zur Kenntnis. „Ach, es ist ja nicht so, dass ich darauf gewartet habe“, schmunzelt der Duisburger. „Aber schön ist das natürlich schon.“
Bei der Anerkennung und dem Dank, den ihm Bürgermeisterin Edeltraud Klabuhn im Mercatorzimmer aussprach, dürfte selbst der sonst so bodenständige Boxer weich geworden sein. „Ihre Arbeit hat dazu beigetragen, dass der Trainingsraum nicht bloß als Kampfstätte wahrgenommen wird, sondern auch als sicherer Hafen, in dem man ein gesellschaftliches Miteinander trainieren kann“, heißt es in der Laudatio.
Auf Kritik folgt Lob
Zurück zur abendlichen Trainingsstunde in Hamborn. Nidal (12), Louis (15) und Aliyah (13) sind die nächsten, die sich Eduard Schwabe stellen dürfen und ihre Schlagtechnik vorführen. „Drei oben, drei unten, rechts, links, schneller, zack, zack, zack.“ Eduard Schwabe bestimmt das Tempo und die Richtung, moniert, wenn die Ausholbewegung zu lang oder die Beinarbeit zu lasch ist. Immer bestimmt, immer motivierend – und stets mit einem freundlichen Klaps auf die Schulter. Jeder Kritik folgt auch ein Lob. Louis ist begeistert: „Es ist toll, von so einem erfahrenen Mann zu lernen. Er zeigt uns die Standards und hat die Oldschool-Technik super drauf.“
„Ich bin schlecht darin, Nein zu sagen.“
Dabei hatte Schwabe eigentlich schon vor zehn Jahren seiner Frau versprochen, die Boxhandschuhe und Pratzen an den Nagel zu hängen und den Lebensabend mit ihr in Norwegen zu genießen. Doch dann kam Pater Oliver, der einen Boxtrainer für Jugendliche im Petershof suchte, und in Eduard Schwabe genau den idealen Helfer fand.
Mit 80 Jahren ist der Geehrte nun aber wirklich kürzergetreten. Trainingseinheiten wie die jüngste in Hamborn sind zur Ausnahme geworden. Oder doch nicht? Eduard Schwabe zögert nur kurz: „Ich bin schlecht darin, Nein zu sagen.“