Die Ranger mit dem Adlerblick

Ranger und Seeadler – bei diesen Begriffen denkt kaum jemand an Duisburg. Doch genau hier, im Naturschutzgebiet Rheinaue Walsum, schreiben beide eine kleine Sensationsgeschichte.

Um die Seeadler in ihrem Horst zu beobachten, braucht man schon ein ziemlich großes Fernrohr - das ist auch gut so, reagieren die Vögel doch empfindlich auf Menschennähe.

Dr. Randolph Kricke, Artenschutzbeauftragter der Stadt Duisburg, kommt aus dem Schwärmen kaum heraus: "Das ist eine Sensation. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Total klasse." Was ihn so begeistert, erhebt sich im Naturschutzgebiet Rheinaue Walsum im Duisburger Norden majestätisch in die Lüfte: ein Seeadler-Pärchen. Einer der größten Greifvögel Europas (Spannweite bis zu 2,5 Meter) brütete erstmals in Duisburg, zieht seit Ende März drei Junge groß. Eine biologische "breaking news".

"Die Rheinaue ist ein Juwel", weiß Dr. Kricke. "Aus Seeadler-Sicht lag es vielleicht auf der Hand, hier einen Horst zu bauen." Haliaeetus albicilla, so der wissenschaftliche Name des mächtigen Vogels, war in Deutschland nahezu ausgestorben. Intensive Bejagung und die Zerstörung seines natürlichen Habitats machten ihm den Garaus. Hierzulande werden laut WWF wieder um die 970 Brutpaare gezählt. Seit 2017 geht es aber auch in NRW aufwärts. Am Niederrhein wurden die ersten Brutpaare gesichtet - und 2025 jetzt auch in Duisburg. Ornithologen sind begeistert.

Ranger in der Rheinaue Walsum

Nun gilt es, die Seeadler besonders vor zu neugierigen Menschen zu schützen. Unter anderem das haben sich zwei Ranger des Regionalverbands Ruhr (RVR) zur Aufgabe gemacht. Seit Anfang Mai unterstützen Ulrich Gräfer und Stefan Kalisch die Untere Naturschutzbehörde in der Rheinaue Walsum. Gräfer erklärt: "Wir sind der Mittler zwischen Mensch und Natur, zeigen den Leuten, was vor ihrer Haustür schützenswert ist. Denn nur was Menschen kennen, schützen sie auch." 

Auch Umweltdezernentin Linda Wagner unterstreicht die Wichtigkeit des Ranger-Einsatzes: „Die Ranger übernehmen im Gebiet eine doppelte Funktion: Einerseits stehen sie Erholungssuchenden als Ansprechpartner zur Verfügung, andererseits kontrollieren sie die Einhaltung der Schutzregeln und leisten damit einen wichtigen Beitrag, dass der Seeadler, der erstmalig auf dem Stadtgebiet von Duisburg brütet, ungestört seinen Nachwuchs aufziehen kann“.

Die Ranger sind auch auf dem Rad in der Rheinaue unterwegs.

Schöner als jedes Büro

Oft treten die Ranger mit Spaziergängern und Radfahrern in den Dialog, klären auf, informieren oder heben auch mal den mahnenden Zeigefinger. "Oft werden Schilder übersehen, dass man zum Beispiel Hunde anleinen soll. Wenn Hunde dann trotzdem durch Wiesen hetzen, macht mich das richtig wütend", sagt Ulrich Gräfer. Aber auch Wildgriller, illegale Camper und Schwarzangler machen den Ordnungshütern zu schaffen.

Der Ärger hält sich aber angesichts des Frischluft-Arbeitsplatzes in Grenzen. "Die Rheinaue Walsum ist herrlich, schöner als jedes Büro. Ich will mit niemandem tauschen", frohlockt Gräfer. Dabei haben es ihm niccht nur die prominenten Seeadler angetan - auch die inzwischen zwölf Weißstorch-Paare beobachtet der Ranger gerne. Und das wünscht er sich auch von seinen Mitbürgerinnen und Mitbürgern. "Dass sie mit offenen Augen durch die Rheinaue Walsum laufen." Natürlich nur auf den zugelassenen Wegen...   

Ulrich Gräfer (v.li.), Stefan Kalisch und Dr. Randolph Kricke besprechen dern nächsten Einsatz im Naturschutzgebiet.

Finanziert wird der Ranger-Einsatz übrigens durch Fördermittel der Nachhaltigkeitsstiftung der Sparkasse Duisburg, die von der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet beantragt wurden. Die Zusammenarbeit zwischen der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt Duisburg, der Biologischen Station und der Sparkasse stellt sicher, dass die Schutzmaßnahmen fachlich fundiert umgesetzt werden können. „Wir sind stolz darauf, das Projekt mit einer Fördersumme von 30.000 Euro zu unterstützen. Dieses Engagement trägt dazu bei, die ökologisch wertvolle Region zu erhalten und gleichzeitig das Bewusstsein der Bevölkerung für die Bedeutung der Naturschutzgebiete zu schärfen. Der Schutz der Artenvielfalt ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Verantwortung für eine nachhaltige Zukunft, und wir sind froh, einen Beitrag zu diesem wichtigen Vorhaben leisten zu können“, erläutert Dr. Joachim Bonn, Vorstandsvorsitzender der Nachhaltigkeitsstiftung.

Herr Dr. Randolph Kricke
Sachgebietsleiter (SGL) (Artenschutzbeauftragter)

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