Kreativ, kritisch, ausgezeichnet: „Schulgeflüster“ auf Erfolgskurs

Ist das Kunst oder kann das Zeitung? „Schulgeflüster“ heißt die Schülerzeitung des Friedrich-Albert-Lange-Berufskollegs (FALBK) aus Duisburg - und die ist ein echter Hingucker.

Ann-Kristin Mirbach bearbeitet ihren Text und das Layout am Laptop.

Berlin, Berlin – wir fahren nach Berlin!

Die jüngste Ausgabe "Was uns bewegt!" ist im sogenannten Risographie-Druckverfahren entstanden und hat auch die Jury des bundesweiten Wettbewerbs für Schülerzeitungen überzeugt.

In der Kategorie „Berufliche Schulen“ belegte „Schulgeflüster“ den zweiten Platz. Ende Juni ist die offizielle Preisverleihung im Bundesrat in Berlin. Eine kleine Redaktions-Delegation reist aus Duisburg an. 500 Euro Preisgeld gibt es für die Schulkasse. „So einen Preis zu bekommen, macht uns stolz“, erzählt Lehrerin und Redaktionsleiterin Julia Doppelfeld.  

Zu Recht! Schließlich gab es in diesem Jahr mehr als 700 Einreichungen für Deutschlands größten Schülerzeitungswettbewerb, den die Bundesländer zusammen mit der Jugendpresse Deutschland veranstalten. Am Ende wurden 30 Zeitungen aus elf Bundesländern in den Kategorien „Grundschulen”, „Hauptschulen”, „Realschulen”, „Gymnasien”, „Förderschulen” und „Berufliche Schulen” prämiert. Das FALBK ist der einzige Gewinner des Regierungsbezirks Düsseldorf.

Themenfindung am Whiteboard: Felix Caspari (hinten) und Maria Liciu besprechen die Inhalte der Ausgabe.

Bildungsweg mit Tiefgang

Das „Schulgeflüster“ kann schon auf eine lange Tradition an dem FALBK zurückblicken. „Vor 25 Jahren habe ich es mit aus der Taufe gehoben“, erinnert sich Julia Doppelfeld, die Deutsch, Englisch und Literatur unterrichtet. Jedes Jahr aufs Neue müssen sie und ihr Kollege Marcus Elm eine nahezu neue Redaktion auf die Beine stellen. Viele der Schüler-Journalisten sind Abiturientinnen und Abiturienten, manche sind aber auch schon seit Jahren dabei - so wie Ann-Kristin Mirbach.  Die 25-Jährige hat einen Sonderpreis verliehen bekommen – für einen autobiographischen Beitrag über ihren bemerkenswerten Bildungsweg von der Förderschule zum Abi. „Die Schülerzeitung gab mir die Möglichkeit, meine Geschichten preiszugeben. Außerdem konnte ich hier lernen, professionelle Texte zu schreiben“, sagt sie, fasste für sich aber auch die wegweisende Entscheidung, „dass Journalismus für mich nur etwas ist, wenn ich die Themen mich auch privat interessieren“.

Die Risographie-Ausgabe wurde aufwändig händisch gefaltet: Charline Wolsbeck (v.li.), Lehrerin Julia Doppelfeld und Simon Cilleßen haben viele Stunden damit verbracht.

Optisch wertvoll

Und genau darum geht es auch in dem Projekt: Neben der praktischen Anwendung von Schulwissen, soll die redaktionelle Arbeit auch berufliche Orientierung bieten. Jeden Dienstag treffen sich die Redakteurinnen und Redakteure zur Konferenz, besprechen Themen, feilen am Layout. Denn vor allem das Design hebt das einmal im Jahr erscheinende FALBK-Magazin von vielen Schülerpublikationen ab. Die meisten der Redaktionsmitglieder sind zwischen 19 und 25 Jahre alt, machen ihren Abschluss im Gestaltungsbereich und experimentieren viel mit ausgefallenen und innovativen Designs.

Im Friedrich-Albert-Lange-Berufskolleg lernen rund 2500 Schülerinnen und Schüler

Riso und Zines

Die aktuelle Riso-Ausgabe ist dafür ein Paradebeispiel. Georg Patermann, Technische Lehrkraft und zuständig für die Druckwerkstatt, hatte die Idee für eine Zeitung in dem aufwändigen Schichtdruckverfahren, das optisch an Sieb- und Offsetdruck erinnert.   „Jeder Artikel wurde als sogenanntes One-Cut-Zine gestaltet“, heißt es im Vorwort. „Diese besonderen Formate können herausgenommen, als eigenständige Artikel gelesen oder sogar als Poster aufgehängt werden.“ Eine Zeitung wie ein Kunstwerk. Denn: „Auch wenn unser ,Schulgeflüster‘ mittlerweile eine digitale Schülerzeitung ist, hängt unser Herz am Papier, am Haptischen“, betont die Redaktion.

Der Risographie-Druck ist ein schablonenbasiertes Druckverfahren, das mit einer speziellen Maschine – dem Risographen – arbeitet und für seine leuchtenden Farben und leicht versetzten Druckbilder bekannt ist. Es ähnelt dem Siebdruck, nutzt jedoch ein digitales Verfahren und eignet sich besonders gut für mittelgroße Auflagen von Illustrationen, Zines oder Postern

Zwischen Druckkunst und Denkanstoß

Inhaltlich sind die Schüler frei, greifen natürlich meist Themen aus ihrer Lebenswirklichkeit auf. Es geht um Liebe, Populärkultur, Identitätsfindung, Orientierung - aber auch um Politik und Philosophie.  Julia Doppelfeld findet: „Es ist unheimlich spannend, diesen Prozess immer wieder aufs Neue zu begleiten und zu sehen, wo er hinführt.“  In diesem Jahr heißt die Endstation: Berlin!

 

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