Flagge zeigen mit Herz: Marvin Baum mit wehenden Fahnen im Rathaus
Wenn Marvin Baum an der Kurbel dreht, eine neue Flagge bald im Winde weht…. Der 36-Jährige ist Hausmeister im Duisburger Rathaus und als solcher nicht nur der heimliche Chef des repräsentativen Verwaltungssitzes, sondern auch der Herr der Flaggen.
Jüngst hisste er vier neue rechteckige Fahnen für die FISU World University Games, die vom 16. bis 27. Juli auch in der Sportstadt Duisburg zu Gast sind. Doch sein Flaggen-Sortiment ist deutlich größer. „Ich habe es noch gar nicht gezählt, aber für fast jedes Land ist eine Flagge vorhanden. Und dazu kommen noch jede Menge Sonderfahnen“, erzählt Marvin Baum, der bereits in zweiter Generation die Hausmeister-Schlüsselgewalt über das Duisburger Rathaus trägt. Zuvor war sein Vater Ralf 27 Jahre lang Rathausmeister.
Sonderfahnen – das sind natürlich die weiß-blauen Zebra-Modelle vom MSV, aber auch die der Partnerstädte oder die Regenbogenflagge, die schon bald für den CSD an einen Mast vorm Rathaus hochgezogen wird. Alle Flaggen sind fein säuberlich alphabetisch sortiert in einem hölzernen Fahnen-Schrank im Untergeschoss des Rathauses eingelagert.
Sorgfalt ist auch bei der Beflaggung selbst das A und O. Es gibt feste Regeln, die in der Beflaggungsverordnung verankert sind. Marvin Baum klärt auf: „Vor dem Rathaus haben wir vier Masten. Mit Blick zum Eingang wird von rechts nach links beflaggt. Heißt: Rechts die rangniedrigste – die Stadt Duisburg. Dann aufsteigend das Land NRW, dann der Bund und ganz links die EU.“ In die Flaggenverordnung hat er sich gründlich eingelesen, weiß zum Beispiel, dass nicht vor 7 Uhr morgens neu beflaggt werden darf, eine Abnahme vor Einbruch der Dunkelheit erfolgen muss - es sei denn sie sind wie in Duisburg angestrahlt - und dass die NRW-Flagge nur ohne Landeswappen gezeigt werden darf. „Mit Wappen ist sie nur Landesbehörden vorbehalten.“ Und bei Trauerbeflaggung auf halbmast muss die Flagge vor dem Einholen erst einmal komplett nach oben gezogen werden. Marvin Baum: „Es gibt einige Sachen zu beachten.“
Zu besonderen Anlässen wird auch eine Flagge an Mast Nr. 5 – zwischen den E-Ladesäulen – hochgezogen. „Zum Beispiel, wenn uns Staatsgäste besuchen. Dann kommt deren Nationalflagge dorthin“, sagt Marvin Baum.
Knapp zehn Minuten benötigt der Hausmeister, um eine Flagge an den Ausleger zu befestigen und circa acht Meter hochzukurbeln. „Das geht ganz schön in die Arme“, betont Marvin Baum. Von seiner Dienstwohnung im Rathausturm aus behält er sein Werk im Blick. „Wenn es ordentlich stürmt, bäumen sich die Flaggen wie Segel auf, da bange ich durchaus mit, dass alles hält.“ Hat es zum Glück bislang immer.
Der Rathausvorplatz ist quasi Marvin Baums Vorgarten. Das Rathaus von Kindesbeinen an seine Heimat. Deshalb liegt es ihm besonders am Herzen, dass alles seine schöne Ordnung hat. „Das Gebäude braucht sehr viel Liebe, man muss es leben“, findet Baum. Und die Flaggen bekommen das auch zu spüren. Nach längerem Einsatz wäscht, trocknet und faltet Marvin Baum die symbolischen Tücher. „Lasst das nur nicht meine Frau wissen“, scherzt er, „sonst muss ich auch immer die Wäsche zusammenlegen.“