Duisburgs Lager der verlorenen Dinge: ein Blick ins Fundbüro

Suchst Du noch oder findest Du schon? Wer im Duisburger Stadtgebiet etwas von persönlicher Bedeutung verliert, sollte auf jeden Fall einmal im Fundbüro vorbeischauen. In jedem der sieben Bezirksämter werden jährlich Tausende kleine und große Gegenstände während der Öffnungszeiten abgegeben.

Kein Anschluss unter dieser Nummer - auf diesen Mobiltelefonen hat schon länger niemand mehr angerufen.

Besonders viel los ist in Fundbereich im Bezirksamt Mitte am Sonnenwall. „Gerade jetzt zur Weihnachtsmarktzeit oder, wenn Festivals sind, bekommen wir sehr viel rein“, erzählt Melisa Nazikkol. Sie ist Sachbearbeiterin im Fundbüro Mitte und gemeinsam mit ihren Kollegen Baris Karadogan und Recai Karakurt die erste Anlaufstelle, wenn Dinge verloren gehen. Bis zu 40 Fundstücke pro Woche werden im Schnitt von ehrlichen Findern abgegeben – viele Schlüssel, herrenlose Taschen, Geldbörsen oder auch Fahrräder. Allein in den letzten 25 Jahren haben die Kolleginnen und Kollegen im Bezirksamt Mitte gut 14.000 Fundsachen gezählt. Das Einzugsgebiet ist groß und stark frequentiert: das Bahnhofsgelände, die Stadtbücherei, das Forum, den Duisburger Zoo, die Uni Duisburg-Essen und die Sparkasse – alles Orte, an denen viel liegen bleibt.

Stets gut gefüllt ist das Fahrradlager im Bezirksamt Mitte - bis zur nächsten Versteigerung.

Doch nicht alles, was abgegeben wird, findet einen Warteplatz in den Schwerlastregalen, die nach Fundmonaten sortiert sind. „Verschlissene Kleidung oder offensichtlichen Müll bewahren wir nicht auf“, erklärt Baris Karadogan. Aber Gegenstände, die circa 10 Euro oder mehr oder von individuellem Wert sind, werden definitiv aufgenommen und mit Angaben zum Fundort, Datum, gegebenenfalls zum Finder (wenn er denn seine Daten angeben möchte) sowie einem knappen Steckbrief registriert.

Das ist mal ein Schlüsselbrett! Fein säuberlich nach Monaten sortiert, warten jede Menge Schlüsselbunde auf Abholung.

Nach sechs Monaten endet die übliche Aufbewahrungsfrist. Wertige Fundstücke werden demnächst versteigert, Gegenstände minderer Qualität entsorgt. Ungefähr einmal im Jahr organisieren die Fundbüros eine Online-Versteigerung. Vorab schätzt ein externer Dienstleister die Fundsachen. Besonders begehrt sind Zweiräder. Allein im Keller des Bezirksamts Mitte lagern derzeit rund 70 Drahtesel - vom pinken Kinderlernrad bis zum hochpreisigen E-Bike. Viele davon kommen über die Polizei eingeliefert, die vorab etwa anhand der Rahmennummer prüft, ob ein Diebstahl gemeldet wurde. „Manchmal stehen hier sogar mehr als hundert Räder“, weiß Melisa Nazikkol. Interessant: Sogar Kinderwagen warten dort in Reih und Glied auf Abholung. Wie man die verlieren kann? Ein Rätsel.

Ordnung muss sein: Häufige Fundsachen haben eigene Schubladen.

Die Anzahl der Schlüssel, die an einem großen Brett direkt gegenüber der Serviceschalter hängen, überschreitet die Dreistelligkeit definitiv. Ganz zu schweigen von Brillen und Mobiltelefonen, die in Schubfächern und Kisten auf ihre Besitzer warten. Wer sein Handy zurück möchte, muss sich vor Ausgabe des Geräts eindeutig legitimieren: durch Kaufbelege oder Entsperren vor Ort. Und keine Sorge ­– nichts wird mit privaten Daten versteigert. Melisa Nazikkol: „Eine Fachfirma setzt die Geräte vorher vollständig zurück und löscht alle Daten.“

Besondere Aufmerksamkeit gilt Fundstücken wie Portemonnaies, die Dokumente enthalten. Dann wird versucht, die Eigentümerinnen und Eigentümern aktiv zu recherchieren. „Wir haben schon viele Menschen erlebt, denen wir hohe Kosten und viel Ärger ersparen konnten“, sagt Baris Karadogan.

Und dann gibt es noch die außergewöhnlichen Fälle, die besonders im Gedächtnis haften bleiben. „Wir hatten sogar schon einen Motorroller, zwei Nussknacker, einen Rollstuhl, ein Gebiss und eine Urne“, erinnert sich Baris Karadogan. Aktuelles Kuriosum: ein hölzerner Uhrensetzkasten mit 17 alten, teils vergoldeten Taschenuhren. Der Wert: noch nicht bestimmt. „Auch nach Jahren“, so Baris Karadogan, „wundern wir uns noch, was Menschen alles verlieren.“

Ein Setzkasten mit alten Taschenuhren wurde im Juni 2025 am Averdunck-Center gefunden.

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