Jürgen Kalthoff - Hochheider Tasche

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Vor rund 20 Jahren trafen sich das Presbyterium der ev. Kirche Hochheide und der Pfarrgemeinderat der kath. Kirche Liebfrauen und überlegten, wie sie sich sinnvoll sozial betätigen können. Entstanden daraus ist die Hochheider Tasche, eine Lebensmittelausgabe an bedürftige Menschen der Stadtteile Hochheide und Alt-Homberg. „Wir dachten anfangs, wir machen das für eine gewisse Zeit bis sich die Situation der Bedürftigen ändert. Dass wir knapp zwanzig Jahre später immer noch Lebensmittel ausgeben und die Kundenzahl sich erhöhen würde, damit hatten wir nicht gerechnet“, sagt Jürgen Kalthoff rückblickend. Er war von Anfang an dabei und hilft direkt bei der Lebensmittelausgabe oder sammelt als Helfer die Spenden ein, die später an die Bedürftigen weitergegeben werden. Zu Beginn kamen regelmäßig circa 30 Leute vorbei, heute sind es rund 130. Den familiären Kontext miteingerechnet, bewegt sich die Zahl der Bedachten um die 500.

Die Lebensmittel für die Ausgabe sind vorbereitet. Wer mag, kann auch Blumen bekommen.

Kommen die Menschen zu den Öffnungszeiten der Ausgabe, können sie sich bei Kaffee und Kuchen auch in den Räumlichkeiten der Tafel aufhalten. Das ist wichtig und wird auch gerne angenommen. Für viele ist es eine der wenigen Möglichkeiten sozialen Kontakt zu haben und sich unterhalten zu können. „Ich selbst schätze es auch mit den Leuten zu reden und mich mit ihnen austauschen zu können“, erzählt Jürgen Kalthoff. „Außerdem bekommen wir viel positives Feedback.“

Die Anzahl der HelferInnen bewegt sich zwischen 35 – 40 Aktiven. Montags werden die Lebensmittel aus Supermärkten und Bäckereien abgeholt. Dienstags werden die Spenden sortiert, Verdorbenes aussortiert. Am Mittwoch dann öffnen sich die Türen. Daneben fallen aber auch viele weitere Aufgaben an, wie Instandhaltung oder Reinigung der Räumlichkeiten. „Es befriedigt einen, wenn man helfen kann. Wir machen dies alles ehrenamtlich und auf Basis von Spenden.“

Hochformat wird nicht mehr gemacht :(

Sehr beliebt zur Adventszeit ist die Weihnachtsfeier. Alle Geladenen bekommen ein Menü serviert, dann kommen 100 – 130 Menschen vorbei. Bei dieser Gelegenheit ließen es sich die Kunden oft nicht nehmen, sich für die Unterstützung bei der Hochheider Tasche zu bedanken: „Die Kunden haben für einen Präsentkorb gesammelt. Diesen haben sie uns samt Unterschriftenkarte überreicht. Das war ein tolles Erlebnis. Aber es war auch ein komisches Gefühl, weil die Rollen vertauscht waren.“ Es werden stets weitere UnterstützerInnen gesucht, „aber ich bin auch stolz darauf, dass wir immer noch genügend HelferInnen haben, die uns begleiten“, so Kalthoff.

Im Stadtteil wohnt Jürgen Kalthoff seit 1970. Damals gehörte Hochheide noch zur unabhängigen Stadt Homberg. Es gab viele Einkaufsmöglichkeiten, die Moerser Straße hatte ein abwechslungsreiches Angebot. Doch seitdem hat sich viel verändert. „Es läuft nicht rund in Hochheide“, sorgt sich Kalthoff. Ihm fehlt die soziale Ausgewogenheit. „Ältere haben Angst in der Dunkelheit.“ Insgesamt würde er die Hochheider „als offen, aber etwas überaltert“ beschreiben.

Eine Herausforderung im Stadtteil sind die sogenannten Weißen Riesen. Ehemals sechs zwanzigstöckige Hochhäuser, die den Wohnpark Hochheide bilden. Zu Beginn der 1970er gebaut und anfangs sehr beliebt, vergrößerte sich in den Jahrzehnten der Leerstand und die Bewohnerstruktur veränderte sich. Mit dem integrierten Handlungskonzept Hochheide wird an der Sanierung des Viertels gearbeitet. Vorgesehen ist unter anderem der teilweise Abriss der Riesen. Im März 2019 wurde das erste Hochhaus gesprengt. Zwei weitere Riesen sollen alsbald wie möglich ebenfalls fallen.

Uettelsheimer See

In Zusammenarbeit mit der Anwohnerschaft wird die zukünftige Nutzung des frei werdenden Geländes geplant. Vorgesehen ist ein Park für die Naherholung. Doch die Skepsis Kalthoffs überwiegt. Lieber sähe er dort eine neue Bebauung, um junge Familien nach Hochheide zu locken.

Als Lichtblick sieht er das neu erbaute Einkaufszentrum, das neben zwei Supermärkten auch einen Drogeriefachmarkt beherbergt und gut angenommen wird. Zudem gibt es in Richtung Uettelsheimer See schöne Parkflächen. Jürgen Kalthoff schätzt die Nähe zum Niederrhein, Spaziergänge über den Parkfriedhof und Joggen am Uettelsheimer See.