Duisburger Organisationen zugewanderter Menschen: Deutsch-Indonesische Gesellschaft Rhein-Ruhr

Im Rahmen unserer Reihe zu Duisburger Migrantenorgansiationen stellen wir heute die Deutsch-Indonesische Gesellschaft Rhein-Ruhr (DIG) vor.

Indonesien ist mit seinen 255 Millionen Einwohnern die viertgrößte Nation der Welt und rund 15 Flugstunden von Nordrhein-Westfalen entfernt. Farbenprächtige Trachten, fernöstliche Klänge und feine Sandstrände – das sind meist die ersten Bilder, die wir mit diesem Inselstaat assoziieren. Aus 17.508 Inseln setzt sich das Land Indonesien zusammen – die bekannteste und bei deutschen Touristen beliebteste ist die Insel Bali. Im Laufe seiner Geschichte vielfältigen kulturellen Einflüssen ausgesetzt, bietet Indonesien einen großen Reichtum an lebendiger kultureller Tradition. Diesen Reichtum zu vermitteln – das haben sich die Gründerinnen und Gründer der Deutsch-Indonesischen Gesellschaft Rhein-Ruhr (DIG) auf die Fahnen geschrieben.

Förderung der Beziehungen zwischen Deutschland und Indonesien
Die Gesellschaft besteht seit 1987, als in Düsseldorf und Umgebung lebende Indonesierinnen und Indonesier sowie deutsche „Indonesienheimkehrer“ – vor allem Männer, die in Indonesien gearbeitet haben und nach Deutschland zurückkehrten – den Verein gründeten. Ihr Wunsch war es, die Beziehungen zwischen Deutschland und Indonesien zu fördern und über das südostasiatische Land zu informieren. Nicht zuletzt, die Beziehungen zwischen den Menschen beider Länder zu pflegen, war den Initiatoren ein großes Anliegen. Unterstützung fanden sie beim Honorarkonsul der Republik Indonesien in Düsseldorf.

Angklung Ruhr – die Bambus-Instrumentengruppe der Deutsch-Indonesischen Gesellschaft während eines Auftritts im Duisburger Innenhafen

Der Verein hat Mitglieder aus vielen Städten im Rhein-Ruhr-Gebiet und ist in der gesamten Region aktiv. Einmal im Monat treffen sich die Vorstandsmitglieder des Vereins – in der Regel im Internationalen Zentrum im Innenhafen. Und einmal im Jahr kommen die Mitglieder zur Jahreshauptversammlung zusammen. Rund 60 Mitglieder hat die Gesellschaft. Menschen, die sich für Indonesien und seine Kultur(en) interessieren. Darunter auch viele deutsch-indonesische Familien.

Seit rund fünf Jahren ist die Duisburgerin Sumiati Lalo Vorsitzende des Vereins. Sie engagiert sich schon seit über zehn Jahren bei der DIG, packte überall an, wo es etwas zu tun gab, hatte für jeden ein offenes Ohr, Zeit und eine helfende Hand. Als ein Kandidat für den Vereinsvorsitz gesucht wurde, richteten sich die Blicke schnell auf sie. Sumiati Lalo war bereit für diese Aufgabe. Mit Freude und Elan widmet sie sich als erste Vorsitzende der Vereinsarbeit, organisiert, sammelt Spenden, motiviert Menschen zur Mitarbeit.

Duisburgerin Sumiati Lalo: Vorsitzende der Deutsch-Indonesischen Gesellschaft
In der Volkshochschule, in der katholischen Familienbildungsstätte und im evangelischen Bildungswerk gibt Sumiati Lalo Kurse in „indonesisch und asiatisch kochen“. Und auch privat kocht die ehemalige Hotelmanagerin leidenschaftlich gern. Für gesellige Runden mit Freunden und Vereinsmitstreitern bei ihr zu Hause, stellt sie sich oft schon einen Tag zuvor an den Herd. „Meine Freundinnen wundern sich dann immer, was ich alles in meiner kleinen Küche zustande bringe“, sagt Lalo schmunzelnd.

Die heute 68-Jährige folgte 1980 ihrem Ehemann nach Deutschland, der zwei Jahre zuvor zum Studium gekommen war. Nach Stationen in München und im Raum Hannover zog es die Familie mit inzwischen zwei Kindern 1986 nach Duisburg. Eine Tochter und ein Sohn. Beide gingen hier zur Schule und studierten an der Universität Duisburg/Essen. Die Tochter Wirtschaftswissenschaften, der Sohn Maschinenbau. Heute stehen sie erfolgreich im Berufsleben.
Angesichts des Erfolgs ihrer Kinder werde Sumiati Lalo von ihren Freundinnen schon mal gefragt, ob sie denn sehr streng gewesen sei mit ihnen. „Nein, das ist es aber nicht“, sagt Sumiati Lalo. „Streng sein hilft nicht. Ich habe meinen Kindern immer gesagt, man muss hart arbeiten, um es zu etwas zu bringen“. Ihren Rat haben die Kinder offenbar beherzigt.

Verein feiert 30-jähriges Bestehen
Die Deutsch-Indonesische Gesellschaft feiert in diesem Jahr ihr 30-jähriges Bestehen. Im Rahmen einer Festveranstaltung Anfang Dezember im Internationalen Zentrum der Stadt Duisburg soll das Jubiläum gewürdigt werden. Mit einem großen Kulturprogramm, indonesischen Speisen und vielen Gästen.

Tanzformation Kharisma Dewi beim Fest der Kulturen im Duisburger Innenhafen

Mit dabei ist beispielsweise die Zwei-Frauen-Tanzformation Kharisma Dewi. Und Manfred Fenner hält einen Dia-Vortrag über den indonesischen Archipel. Anschließend lädt die DIG zum gemeinsamen Weihnachtslieder-Singen ein, begleitet von Klaus Lichte am Akkordeon. Die Vorbereitungen für diese öffentliche Veranstaltung laufen längst.

Unterstützt wird Sumiati Lalo in ihrem Engagement tatkräftig von den Mitgliedern und vor allem von dem zweiten Vorsitzenden, Jürgen Daum. Der ehemalige technische Angestellte bei Thyssen Krupp Stahl Duisburg ist heute Rentner und Lalo’s rechte Hand. Kennengelernt hat er den Verein während des Fests der Vielfalt im Juni 2016 am Stadthistorischen Museum. „Ich bin seit 1971 Mitglied des Fotoclubs ‚Fotofreunde von ThyssenKrupp‘ und daher auch ständig mit der Kamera unterwegs – auch bei diesem schönen Fest“, erinnert sich Jürgen Daum. Hier lernte er Sumiati Lalo und die Akteurinnen und Akteure des Vereins kennen. Bald darauf fragte ihn die Vorsitzende, ob er nicht Mitglied in der DIG werden und sich aktiv engagieren wolle. Er wollte. Und sechs Monate später hatte er sich schon so gut in die Vereinsgemeinschaft eingefunden, dass ihm die Kandidatur für den zweiten Vorsitz angetragen wurde.

Besichtigungen und Ausflüge in der Region
Regelmäßig organisiert die DIG Besichtigungen und Exkursionen in der Region mit den Vereinsmitgliedern. Sie erfreuen sich großer Beliebtheit und finden unter großer Beteiligung statt. So organisierte Sumiati Lalo in den vergangenen Jahren Besuche zur Firma Teekanne in Düsseldorf, zum Rautenstrauch-Museum in Köln, zur Synagoge Essen, zum Haniel-Museum in Ruhrort und zur Ditib-Moschee in Marxloh. Inzwischen übernimmt Jürgen Daum die Vorbereitung der Ausflüge. Unter seiner Leitung besuchte die DIG z.B. den Landschaftspark Duisburg-Nord, das Binnenschifffahrtsmuseum in Rurhort, den Rheinpark mit dem Wasserturm, Tiger & Turtle und den Medienturm in Düsseldorf. Der nächste Ausflug findet am 23. September statt und führt zur Dechenhöhle – eine Tropfsteinhöhle in Iserlohn. An den Exkursionen können auch Nichtmitglieder als Gäste teilnehmen.

Mitglieder der DIG im Gespräch mit Bürgermeister Erkan Kocalar (2.v.l.) und der Indonesischen Generalkonsulin aus Frankfurt, Wahyu Hersetiati (3.v.l.) in 2016. Mit dabei: die Vorsitzende, Sumiati Lalo (rechts)

Seit 2016 präsentiert sich die Deutsch-Indonesische Gesellschaft neben dem Fest der Vielfalt auch auf dem Wintermarkt im Rahmen einer „indonesischen Woche“. Die Teilnahme in diesem Jahr ist – so wie es aussieht – nicht möglich. „Wir können es wohl nicht finanzieren“, sagt die Vorsitzende. Im Herbst 2017 lud die Gesellschaft anlässlich des indonesischen Batik-Nationaltages zum Batik-Festival ins Internationale Zentrum ein. Das Batik-Kunsthandwerk kommt ursprünglich aus Indonesien und ist seit 2009 als Weltkulturerbe von der UNESCO anerkannt.

„Das Verständnis füreinander fördern und im respektvollen Miteinander an gemeinsamen Zielen arbeiten“ – so lässt sich die Philosophie des Engagements Sumiati Lalos zusammenfassen. Gesellige Treffs zum Kaffee oder zum Essen, zu Feiern, wie die alljährlich stattfindende Weihnachtsfeier, das gemeinsame Musizieren (Musikgruppe ,, Angklung-Ruhr,,) oder das Fastenbrechen mit indonesischen Studentinnen und Studenten der Uni Duisburg-Essen bieten Gelegenheit, diese Philosophie mit Leben zu füllen.

Weitere Informationen zur Arbeit des Vereins geben die Vereinsvorsitzenden Sumiati Lalo unter sumiati.lalo(at)gmx.de und Jürgen Daum unter jdaum39juergen(at)aol.de

Aynur Koç
22. August 2018