22 Jahre Interkulturelle Berater*innen in Duisburg
22 Jahre Interkulturelle Berater*innen in Duisburg
Eine Feier zu Ehren der rund 20 Interkulturellen Berater*innen (IKB) fand am Wochenende (3.6.) im Internationalen Zentrum (IZ) statt.
Mit zweijähriger, coronabedingter Verspätung lud das Kommunale Integrationszentrum der Stadt Duisburg (KI) zur Feier des Jubiläums ein.
Dezernent Paul Bischof und Marijo Terzic, Leiter des Kommunalen Integrationszentrums, waren gekommen um zu gratulieren. Unter den Gästen war auch Bürgermeisterin Edeltraud Klabuhn.
Als „Pioniere der Elternarbeit“ in Duisburg beschrieb der Dezernent für Recht, Familie und Integration, Paul Bischof, in seiner Begrüßungsrede die engagierten Berater*innen. Es sind fast ausschließlich Frauen – 19 an der Zahl. „Die Berater*innen sind eine große Unterstützung für Verwaltung und Bürokratie“ sagte Bischof.
Marijo Terzic sprach von turbulenten Zeiten, vor allem in den letzten zehn Jahren, die mit neuer Zuwanderung – auch nach Duisburg – geprägt war. „Zuwanderung wird immer passieren“, so Marijo Terzic. „In diesen intensiven Zeiten waren die Interkulturellen Berater*innen wie ein Fels in der Brandung“.
Kompetenz und vorbildliches Engagement
Doch an diesem Nachmittag sollte gefeiert werden. Der Saal des IZ’s geschmückt, das Buffet hergerichtet und heitere Klänge aus dem Balkan, interpretiert von Eylem Arslan und Mustafa Zekirova luden zum Feiern ein. Zahlreiche Kooperationspartner aus Duisburger Bildungseinrichtungen waren gekommen, um die Arbeit der „interkulturellen Berater*innen“ zu würdigen. Wer nicht kommen konnte, schickte ein Video mit Grußbotschaften und sprach in höchsten Tönen von der Kompetenz und dem jahrelangen vorbildlichen Engagement der Berater*innen.
Julia Rombeck, pädagogische Projektleiterin beim KI für die „interkulturellen Berater*innen“, erläuterte, dass die Beraterinnen häufig als Dolmetscherinnen angefragt werden. Doch schnell stelle sich heraus, dass sie kompetente Berater in vielfältigen bildungsrelevanten Fragen seien. „Eltern tragen notwendige pädagogische Maßnahmen mit, wenn IKB dabei sind“, so Rombeck. „Mit ihrer Hilfe entwickelt ein Großteil der Kinder positive Lebensläufe“.
Beschäftigt sind die IKB’s beim Verein „Sprachförderung Duisburg“, der beim KI angedockt ist. Zuständig für die Koordinierung der Einsätze ist Christine Hufnagel.
Sorgen und Wünsche eingewanderter Familien berücksichtigen
Angefangen hat alles 1999 mit zwei Frauen in Bruckhausen und vier in Marxloh. Die „zweisprachigen Kontaktpersonen“, wie sie damals hießen, besuchten Familien zu Hause, klärten sie über das deutsche Bildungssystem auf und warben für den Besuch ihrer Kinder in Kindertagesstätten. In den darauf folgenden Jahren wuchs sowohl die Zahl der Kitaplätze als auch die Zahl der Kinder aus Einwandererfamilien in den Kitas. Damit veränderten sich die Anforderungen an die Elternarbeit. Nicht nur fehlende Sprachkenntnisse, sondern Anliegen, Sorgen, Ängste und Wünsche der neuen Familien in den Institutionen mussten berücksichtigt werden – zum Wohle der Kinder.
In recht kurzer Zeit fanden sich Duisburger Frauen aus unterschiedlichen Ländern, die ihre Erfahrungen weiter geben und Kinder und Jugendliche auf ihrem Bildungsweg unterstützen wollten. Das Netzwerk der Berater*innen wuchs mit der Zeit kontinuierlich, manche gingen und fanden eine Anstellung bei anderen Einrichtungen, andere kamen hinzu. Heute, nach 22 Jahren sind die Interkulturellen Berater*innen aus der Duisburger Bildungslandschaft nicht weg zu denken. Und sie sind eine einmalige Erscheinung – über Duisburgs Grenzen hinaus. Ihre Sprachkenntnisse setzen sie ein, um zu übersetzen, zu vermitteln, Vertrauen zu stiften, zu informieren und zu motivieren. Für Kindergärten und Schulen sind sie oft der Schlüssel, um die Tür zu öffnen in die Gedanken- und Lebenswelt der zugewanderten Menschen. Damit schaffen sie Vertrauen und fördern die Beziehungen zwischen Erzieherinnen / Lehrerinnen, den Eltern und Kindern.
Heute vermitteln sie in rund 15 Sprachen und nahezu 100 Einrichtungen, überwiegend Kindertagesstätten, profitieren von ihrem Beratungsangebot.
Zum Schluss des Festprogramms gab es eine kleine Performance aller IKB’s mit ihren Mottos und Einstellungen zur Arbeit. Moderiert von der IKB Gülcan Boybeyi, die mit Humor und Spontaneität für Überraschung und Heiterkeit sorgte. Eigens für das Jubiläum hatte sie den Kinderreim „In der Weihnachtsbäckerei“ umgedichtet und mit einem zwinkernden Auge Verse über das interkulturelle Arbeiten getextet.
Vielleicht gibt es auch noch ein nachträgliches Jubiläumsgeschenk. Versprochen ist zwar nichts, doch Dezernent Paul Bischof möchte sich dafür einsetzen, dass die Rahmenbedingungen und Honorierung der IKB’s künftig verbessert werden.
Aynur Koc