Vogelfütterung - sinnvoll oder nicht?
Auf die Frage, ob man Vögel füttern soll oder nicht, gibt es keine klare Antwort. Es gibt hierzu Befürworter und Kritiker, letztlich muß jeder selbst die Frage für sich entscheiden.
Grundsätzliches – Füttern, ja oder nein?
Bei uns ist in der Regel immer etwas zu finden.
Grundsätzlich greift jede Form menschlicher Interaktion mit Tieren in deren Lebensbereich ein. Aktives Füttern führt dazu, daß Wildtieren ein Stück weit ihre Wildheit genommen wird, indem sie sich den Gaben der Menschen anvertrauen. Normalerweise kann ein Wildtier gut für sich selbst sorgen, es braucht die „Fürsorge“ des Menschen nicht. Es sei denn, es ist krank oder verletzt – und selbst dann, wenn Krankheit oder Verletzung zum Tode führen, ist das Natur.
Ein weiteres Argument gegen die allgemeine Fütterung von Vögeln ist, daß diese zumindest bei uns das Füttern nicht wirklich benötigen. Selbst bei Schnee und Frost finden die Vögel, die auch im Winter bei uns bleiben, ihr Auskommen. Und sollte es dann doch einmal eine harte Zeit geben, weichen Vögel in günstigere Gebiete aus.
Pro:
- Durch Füttern der Wintervögel können Beeinträchtigung der Natur durch menschliches Tun ausgeglichen werden
- Beobachtungen beim Füttern weckt das Interesse an der Natur sowie am Naturschutz
Contra:
- Die Fütterung ist i.d.R. nicht nötig
- Die Natur bietet ausreichend Futter
- Auch im Winter finden Vögel genug zu fressen
- Füttern im Sommer nützt nicht dem Artenschutz
Fütterung von Wasservögeln
Die Fütterung von Wasservögeln - Enten, Gänsen, Schwänen und Rallen - ist unnötig, denn sie finden in ihrer Umgebung, in der Regel auch im Winter, genug zu fressen. Füttern schadet mehr als es nützt, daher gilt: Am besten gar nicht füttern, sondern die Tiere nur beobachten.
Die Tiere gewöhnen sich an die Futterstellen. Hierher kommen sie nicht nur im Winter, sondern auch zu anderen Jahreszeiten. Probleme mit verdreckten und verkoteten Badewiesen sind eine Folge davon.
Oft fressen die Enten nicht das gesamte Futter, das ihnen zugeworfen wird. Brot z.B. weicht dann auf, sinkt an den Gewässerboden und verfault dort. Die biologischen und chemischen Prozesse dieses Abbaus verbrauchen große Mengen Sauerstoff, der Fischen und anderen Wassertieren fehlt. Es kann dazu kommen, dass Algen stark wachsen und das Gewässer "umkippt".
Durch regelmäßiges Füttern werden die Enten zutraulich und verlieren ihre natürliche Scheu. Dadurch können sie leicht Opfer von Fahrzeugen oder Hunden werden.
Warum also füttern?
Weil wir Menschen den Lebensraum der Vögel immer mehr einschränken, sei es durch Bebauung oder durch anderweitige Landnutzungsformen. Die Menge und die Vielfalt an Lebensräumen, die auch im Winter genügend Nahrung bieten, hat abgenommen und nimmt weiterhin ab. Es ist im Grunde unsere Pflicht, diese Beeinträchtigung der Natur wiederum durch menschliches Tun, also das Füttern, auszugleichen. Aus diesem Grunde mag es vernünftig sein, zumindest im Winter geeignete Sämereien im Vogelhäuschen anzubieten, um den Verlust an natürlichem Nahrungsangebot zu kompensieren.
Des Weiteren macht es Spaß und ist pädagogisch wertvoll. Kinder und Jugendliche haben immer weniger Gelegenheit zu eigenen Beobachtungen und Erlebnissen in der Natur. Nicht selten weckt der Spaß am Füttern dann auch das Interesse an der Natur sowie am Naturschutz.
Ganzjährige Fütterung
Teilweise wird sogar das Füttern von Vögeln auch im Sommer, also die ganzjährige Fütterung, empfohlen. Ein Argument dafür ist, dass gerade im Brutgeschäft viel Energie für die Vogeleltern zur Verfügung stehen muß, insbesondere dann, wenn die Jungen gefüttert werden müssen. Das ist korrekt, jedoch erreichen wir mit unserer Fütterung meist nur die Körnerfresser. Diese nehmen in ihren Beständen nicht ab, sondern es sind die Insektenfresser, die es zunehmend schwer haben. Mit Artenschutz hat dies wenig zu tun.
Fazit: Füttern ja, aber nur im Winter.
Dos & Don'ts
- Alles, was Vögel auch in der Natur im Winter finden würden
- Heimische Sämereien, Sonnenblumenkerne, angereichert mit Apfelstücken oder Beeren sind optimales Futter
- Futterangebot in Maßen
- Eine regelmäßige Säuberung der Futterstelle ist wichtig
Was soll gefüttert werden?
Heimische Sämereien, besonders Sonnenblumenkerne, angereichert mit ein paar Apfelstücken, sind Spitze!
Über das Futter bekommen die Vögel im Winter die bei Kälte wichtigen Fettreserven, daher sind öl- und fetthaltige Samen bei den Vögeln sehr beliebt. Alles, was die heimische Botanik hergibt, ist gut, also Haselnüsse, die bei allen Arten beliebten Sonnenblumenkerne, die Samen von Nadelbäumen und Bucheckern oder Eicheln. Beim Kauf von solchen Futtermischungen ist darauf zu achten, dass nur Sämereien von heimischen Gewächsen enthalten sind. Neben Körnern können auch Früchte wie ein Apfel, eine Birne oder Beerenobst angeboten werden – alles Dinge, die die Vögel auch in der Natur im Winter finden würden. Lediglich auf Futtermischungen mit Erdnüssen sollte verzichtet werden, da diese für unsere heimischen Vögel mitunter nicht bekömmlich sind.
Selbstverständlich kann man auch Krümel von Backwaren wie Brot, Brötchen oder Kuchen verfüttern. Jedoch sollte dieses Futter nur in geringen Mengen gegeben werden, da in unserer fertigen Nahrung zuviel Zucker und andere Stoffe enthalten sind, die von den Vögeln nicht gut verdaut werden können.
Informative Webseiten und Downloads
Wo und wie soll gefüttert werden?
Das Füttern von Wasservögeln scheidet wie bereits erwähnt aus! Auch an öffentlichen Stellen bietet sich das Füttern nicht an, weil es sich unter Umständen nicht mehr kontrollieren läßt. Man selber mag im Park oder im Wald Meisen oder Kleiber mit ein paar Sonnenblumenkernen etwas Gutes tun, jemand anderes wird durch die Fütterung jedoch dazu animiert, große Mengen Brot im Park zu verstreuen.
Am besten ist daher die Fütterung im eigenen Einzugsbereich, also z.B. im heimischen Garten, auf dem Balkon oder sogar nur auf dem Fensterbrett. Hier läßt sich (katzensicher!) jegliche Form von Futterstelle einrichten, sei es als schmuckes Vogelfutterhaus oder als Futterspender. Im Grunde erfüllen alle ihren Zweck. Wichtig ist, dass das Futter nicht von anderen Vögeln verdreckt werden kann. Insofern sind Futterspender, aus denen sich die Vögel die Sämereien herauspicken müssen, besser geeignet als große Futterhäuschen, bei denen durch Kot evtl. Krankheiten übertragen werden könnten.
Ein maßvolles Futterangebot und eine regelmäßige Säuberung der Futterstelle sind wichtig. Futterspender können auch vor ein Fenster gehängt werden, man muß also nicht über einen Garten oder Balkon verfügen, um sich am Vogelfüttern zu erfreuen.