Maike Müller - Café Kasbar

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Maike Müller - Café Kasbar

Maike Müller betreibt seit 2004 das Café Kasbar in Duisburg-Hochfeld. „Wir haben Ende der 1990er Jahre die Häuser hier gekauft. Zur der Zeit war der Imbiss noch verpachtet. Der angestellte Koch träumte immer von einem eigenen Laden sobald er eine Aufenthaltsgenehmigung für Deutschland habe. Am Tag der Genehmigung bekam er die Chance auf Festanstellung im Café Heinemann in Düsseldorf, die hat er sich nicht entgehen lassen. So kam ich zu meinem Laden – zum Café Kasbar.“

Mit Nahrungsmitteln hatte Maike Müller schon immer zu tun. Ursprünglich hat sie im Lebensmitteleinzelhandel gearbeitet. Zudem kommt sie aus einer kulinarisch aufgeschlossenen Familie. Mit dieser Hilfe und derer von Freunden und Bekannten wurden Rezeptvorschläge durchgesprochen. Letztlich etablierte sich eine orientalisch-arabische Karte, die neben Fleischgerichten auch vegetarisch-vegane Schwerpunkte setzt.

Aufgewachsen ist Müller im Norden Deutschlands. Seit ihrem Umzug nach Duisburg wohnt sie in Rahm. Und hatte sich bis zum Hauskauf nicht mit Hochfeld beschäftigt. Mit der Übernahme des kleinen Restaurants kam der Sprung ins kalte Wasser. Sowohl gastronomisch als auch was den neuen Stadtteil anging. „Ich wurde hier in Hochfeld sehr offen aufgenommen. Es ist schon toll zu erleben, wer hier alles vorbeikommt. Die Leute sind sehr interessiert, schnell ist eine persönliche Ebene da.“ Hochfeld selbst beschreibt sie als jung und kreativ, aber sie findet, dass kulturell mehr im Stadtteil passieren könnte. „Es ist toll, wenn junge Leute etwas machen wollen, sie sollten dabei unterstützt werden.“ Ihre unmittelbare Umgebung sieht sie als Kiez: „Die Leute hier achten gegenseitig aufeinander“ und erzählt folgende Geschichte: „Einmal vergaß ich den Tisch und zwei Stühle aus dem Außenbereich nach Feierabend hereinzustellen. Das fiel mir erst am nächsten Tag auf. Zwei junge Leute, die auf dem Gehweg herumscharwenzelten, mit Bierflaschen in der Hand und optisch gewöhnungsbedürftigem Erscheinungsbild, wo man vielleicht erst einmal Vorurteile hat, kamen dann zu mir: ´Mensch Maike, du hast hier deine Sachen vergessen, wir sind hier die ganze Zeit Patrouille gelaufen, damit nichts wegkommt.` Das sind Geschichten, die vergisst man nicht.“

An Hochfeld schätzt Maike Müller die Wanheimer Straße. „Im Sommer hat man dort wirklich Urlaubsflair. Wenn ich dort in der Bäckerei einen Kaffee trinken gehe, werde ich noch ein wenig betüdelt und es wird sichergestellt, dass ich mich auch wirklich wohl fühle. Oder ich kaufe beim türkischen Supermarkt, bekomme noch ein süßes Carepaket, weil ich auf meinen Mann warten muss, der noch beim Barbier nebenan ist.“ Das sind positive Sichtweisen, die man auch zulassen muss, das weiß Müller: „Natürlich kann man Hochfeld leicht negativ sehen“, denn Hochfeld ist ein Stadtteil mit vielen sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen.

Müller stört am meisten, dass manche Leute im Stadtteil äußerst achtlos mit ihrem Abfall umgehen. Das fängt damit an, dass irgendeine Sorte von Papier immer durch die Gegend fliegt, „es wird zwar regelmäßig gekehrt, aber nach zehn Minuten sieht man nichts mehr davon“, bis dass Sperrmüll illegal entsorgt wird.

Grundsätzlich schätzt Müller die Arbeit vor Ort. „Ich liebe es mit den Leuten in Kontakt zu kommen. Bisher habe ich mit meinen Gästen auch so gut wie keine schlechten Erfahrungen gemacht. Ich schätze den Austausch und freue mich, wenn meine Gäste untereinander schnell ins Gespräch kommen“ und weiter: „Ich empfinde dieses hier gar nicht als Arbeit. Seit 15 Jahren komme ich immer noch gerne hierher.“

Auf besondere und schöne Ereignisse angesprochen, erzählt Maike Müller zwei Anekdoten, die erst gar nicht gut beginnen: „Das war noch ganz am Anfang. Eines Tages hörte ich seltsame Geräusche aus Richtung des Treppenhauses. Ich bin nachgucken gegangen. In einer Kammer, in der ich Lebensmittel lagerte, machten sich zwei Jungs zu schaffen. Die wollten mich beklauen! Ich war so entsetzt und echauffiert, wie sie es wagen konnten. Im Eifer habe ich meine ganze Lebensgeschichte erzählt, dass ich hier hart arbeite, zwei Kinder versorgen müsse und ähnliches. Die beiden Kids waren ganz schön geschockt und baten darum, dass ich keine Polizei verständige. Unter der Bedingung, dass sie so etwas nie wieder machen dürfen, habe ich sie laufen lassen. Ein paar Tage später standen sie mit Blumen vor meiner Tür und haben sich entschuldigt.“

Man wächst als Person mit diesem Stadtteil. Man steigert die eigene Persönlichkeit!

Und noch eine Geschichte, die eine positive Wendung nahm: „Zwei Teenies haben mir mein Telefon von der Theke gestohlen. Ganz unverhohlen. Ich hinterher und keiner hat geholfen. Ich war so enttäuscht. Aber nur kurz. Plötzlich kamen Nachbarn und Kunden vom Supermarkt nebenan. Die Polizei war schon längst verständigt, die die beiden tatsächlich samt meinem Telefon gefunden hat.“

Zwei Geschichten, die, wie Maike Müller meint, den Zusammenhalt im Viertel gut beschreiben. „Man wächst als Person mit diesem Stadtteil. Man steigert die eigene Persönlichkeit!“

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