r+b landschaft s architektur, Berlin mit Schulz und Schulz Architekten, Leipzig und Franziska Schieferdecker, Dresden
Der Grüne Ring ist als übergeordnete Grünverbindung zwischen der Duisburger Innenstadt, den Stadtteilen Hochfeld, RheinOrt und dem Zukunftsgarten RheinPark eine wichtige grüne Infrastruktur, die im Sinn eines multicodierten Freiraums vielfältige Nutzungsangebote bieten und positive Impulse für die ökologische und soziale Entwicklung des Stadtteils Hochfeld setzen kann. In diesem Sinne wird diese postindustrielle Parklandschaft aus ihrem Bestand heraus weiterentwickelt und qualifiziert. Die raumprägende Topografie, der dichte Baumbestand und die nutzungsoffenen Wiesenflächen werden dabei zum räumlich verbindenden Leitmotiv des Grünen Rings und des Bonifatiusplatzes mit dem RheinPark.
Erläuterungstext zum Entwurf:
DER GRÜNE RING
Der Grüne Ring ist als übergeordnete Grünverbindung zwischen der Duisburger Innenstadt, dem Stadtteilen Hochfeld, Rheinort und dem Zukunftsgarten Rheinpark eine wichtige Grüne Infrastruktur, die im Sinn eines multicodierten Freiraums vielfältige Nutzungsangebote bieten und positive Impulse für die ökologische und soziale Entwicklung des Stadtteils Hochfeld setzen kann. In diesem Sinne wird diese postindustrielle Parklandschaft aus ihrem Bestand heraus weiterentwickelt und qualifiziert. Die raumprägende Topografie, der dichte Baumbestand und die nutzungsoffenen Wiesenflächen werden dabei zum räumlich verbindenden Leitmotiv des Grünen Rings und des Bonifatiusplatzes mit dem Rheinpark. Im Grünen Ring Mitte wird der bestehende Wall durch einen „Panoramaweg“ erschlossen und durch neue Nutzungen, wie den „Parkbalkon am Kletterturm“ und den „Kupferturm am Himmelsberg“ aktiviert. Auf dem Parkbalkon am Kletterturm können Kletterkünstler*innen beobachtet, Spielskulpturen beklettert und der Ausblick in den Blücherpark genossen werden. Eine Hangrutsche verbindet den Parkbalkon am Kletterturm mit dem Spielplatz Vogelnest. Der Kupferturm am Himmelsberg, auf dem höchsten Punkt des Grünen Walls, ermöglicht eine schöne Aussicht auf die Stadteile Hochfeld und Rheinort sowie Blickbeziehungen zur Bonifatius Kirche, dem Wasserturm und dem Rheinpark. Über eine Rampenanlage wird der Himmelsberg barrierefrei erschlossen und vom Haupteingang des Blücherparks aus zugänglich gemacht. Gleichzeitig entsteht durch diese markante bauliche Intervention eine neue Adresse an der Rheinhauser Straße und dem Übergang in den Grünen Ring Süd.
Südlich der Rheinhauser Straße wird der „Grüne Wall“ geschlossen, um einen ausreichenden Lärmschutz zu gewährleisten. Im Grünen Ring Süd läuft der „Grüne Wall“ in Wiesenschollen sanft aus. Ein „Parkboulevard“ verbindet als Hauptweg beide Bereiche des Grünen Rings miteinander. Querungen vernetzen den Grünzug darüber hinaus mit dem Quartier. Pflasterteppiche markieren wichtige soziale Treffpunkte, wie den „Blücherplatz“ und das „Grüne Wohnzimmer“ für die multikulturelle Stadtgesellschaft. Zwischen den privaten Parzellen und dem öffentlichen Park werden unter dem Motto „Mein Garten“ gemeinschaftlich nutzbare Gartenbereich für Urban Gardening, „Interkulturelles Gärtnern“ und Experimentieren im „Gartenlabor“ angeboten. Weite Wiesenflächen können für Spiel, Sport und Erholung genutzt werden und bieten gleichzeitig die Möglichkeit zur Wasserretention. Über wichtige Themen des Arten- und Klimaschutzes informiert ein „Naturerlebnispfad“ auf spielerische Art und Weise. Um den beiden Parkanlagen eine stärkere Prägnanz im städtischen Bewusstsein zu geben, wird der Grüne Ring Mitte zum „Blücherpark“ und der Grüne Ring Süd nach einer berühmten Duisburger Unternehmerin zum „Aletta-Haniel-Park“ umbenannt.
Am Eingang des Aletta-Haniel Parks vermittelt ein grünes Klassenzimmer zwischen der Park- und der Schulnutzung. Das Sonnendeck am Hängemattenhain wird dabei zum beliebten Treffpunkt für die Schüler*innen. Ein Parkboulevard verbindet beide Schulstandorte miteinander, verläuft durch Hügelketten mäandrierend weiter zum Quartierseck und dem Fröbelspielplatz, erschließt den Wasserplatz am Gartenpavillon und führt, mit Blick auf den Turm von St. Bonifatius, weiter zum neuen „Interkulturellen Bildungszentrum“ und dem Bonifatiusplatz. Nach dem Rückbau des ALDISupermarktes, kann die freiwerdende Fläche zu einer großen Retentionswiese entwickelt und zum zentralen nutzungsoffenen Freiraum im Grünen Ring Süd werden. Mulden und Rigolen mindern die Hochwasserspitzen und speichern das, auf versiegelten Flächen und den extensiven Gründächern der neuen Bebauung, anfallende Wasser für die Bewässerung der Grünanlagen und den Wasserspielplatz.
STÄDETBAULICHE ARRONDIERUNG
Die städtebauliche Kante am Grünen Ring Süd wird zur Wörthstraße hin sukzessive geschlossen. Es entsteht so ein hochwertiges Gegenüber zum neuen Quartier Rheinort und eine neue bauliche Fassung am Bonifatiusplatz. Die Bestandsgebäude, wie das Siemenshochhaus und der Flachbau des GfB-Duisburg-Gebäudes werden in diese bauliche Struktur integriert und durch neue Nutzungen in Wert gesetzt. Der Flachbau wird zum Gartenpavillon und neuem Quartierstreff, mit Räumen für Veranstaltungen, Workshops, Feste und einem Café aufgewertet. Zwei neue Solitäre setzen als Hochpunkte bauliche Akzente. Das Atriumhaus bildet dabei einen räumlichen Abschluss zum Grundstück der Schule und eine neue Adresse an der Wörthstraße. Als Pendant dazu entsteht am Bonifatiusplatz ein neues Interkulturelles Bildungszentrum, das als Gegenüber zur Bonifatius Kirche und dem Science Centers in den Dreiklang aus Religion, Wissenschaft und Bildung einstimmt.
BONIFATIUSPLATZ
Der Bonifatiusplatz wird durch das neue Interkulturelle Bildungszentrum und das Science Center belebt und zum multifunktionalen Knotenpunkt und Entrée für die Internationale Gartenschau 2027. Dafür wird der Straßenquerschnitt der Wanheimer Straße vor dem Eingang zum Grünen Ring Süd auf zwei Spuren reduziert, so dass eine markante Eingangssituation in den Grünen Ring und ein attraktiver Aufenthalts-und Wartebereich für die Haltestelle entstehen kann. Durch ein orientalisches Teppichmuster wird die Platzfläche des Bonifatiusplatzes definiert und optisch mit dem Eingang des Grünen Rings und dem Haupteingang der Gartenschau verbunden. Die Haltstelle Marienhospital wird dabei in die Platzgestaltung integriert. Der angrenzende Städtische Parkplatz wird auf 28 Stellplätze reduziert und mit E-Ladesäulen für neue Mobilität ausgestattet. Es entsteht so ein neuer multifunktionaler Stadtraum, der zwischen den verschiedenen Verkehrsteilnehmenden vermittelt und besonders den Fußgänger*Innen und dem Radverkehr einen hohen Stellenwert einräumt. In der Platzmitte schaffen blütenreiche Blumeninseln, temporäre Sitzelemente und große Sonnenschirme einen attraktiven Aufenthaltsraum und Auftakt für die IGA 2027.
Temporäre Maßnahmen Verkehrsberuhigung während der IGA 2027
Im Sinne einer neuen fußgänger- und radfahrerfreundlichen Mobilität wird der Längsverkehr der Wörthstraße zugunsten durchgängiger Radwege und attraktiver Aufenthaltsbereiche auf zwei Spuren reduziert. Der Straßenraum wird durch mobile Pflanzkübel und Sitzmöbel mit Radstellplätzen von den Fahrradspuren getrennt, die nun für den richtungsgebundenen Radverkehr umgenutzt werden können. Die temporären Aufenthaltsbereiche und die Querungen der Wörthstraße und der Wanheimer Straße werden mittels aufgesprühter Teppichmuster markiert, so dass Querung der Straßen und die Orientierung im Straßenraum erleichtert werden.
IGA 2027 - ZUKUNFTSGARTEN DUISBURG:
Erschließung:
Das Gartenschaugelände des Zukunftsgartens Rheinpark wird über die Hauptachsen „Rheinort“ und „Hochfeldallee” mit dem Stadtteil Hochfeld und der Duisburger Innenstadt verknüpft und die Gäste an drei Eingängen empfangen. Die Achse „Hochfeldallee” verbindet den Haupteingang am Bonifatiusplatz mit der Blumenschauhalle und verläuft durch den mit Wechselflor bepflanzten “Blooming Canyon” bis zum Eingang „Rhein-Strand“. Den Rheinstrand und die beliebte Rheinpromenade erreichen die Gäste mit der Fähre vom Parkplatz auf der linksrheinischen Seite und mit dem Wassertaxi aus dem Kultushafen kommend. Schwimmende Blumeninseln markieren diesen Eingang zur Gartenschau und machen das Ankommen zum besonderen Erlebnis. Um die Besucherströme im Gartenschaugelände optimal zu verteilen, befinden sich drei Ausgänge jeweils an der Moerser Straße, der Wanheimer Straße, und dem Ausgang am Kultushafen. Zwei zusätzliche “Drehkreuze” ermöglichen die Nutzung des Aussichtssteges “Promenadenblick”, der Rheinpromenade und des Rhein-Strandes. Das bestehende Erschließungssystem des Rheinparks wird für die Gartenschau durch den Pfad der Industrienatur dauerhaft ergänzt, der die Hauptachsen über die Wiesenschollen hinweg durch eine Brücke, Rampen und Holzstege verbindet und die Schauflächen barrierefrei erschließt und auch für die dauerhafte Nutzung empfohlen wird.
Bauliche Infrastruktur und Ausstattung:
Das Science Center am Bonfatiusplatz markiert weithin sichtbar den Eingang zur IGA und beinhaltet neben Gastronomieangeboten auch das Informationszentrum „Zukunftsgarten IGA 2027“. Die Blumenschauhalle bildet jedoch das eigentliche Entrée in das Gartenschaugelände und liegt am Kreuzungspunkt der Achse „Hochfeldallee” und der Parkpromenade. Eine leichte Dachkonstruktion ermöglicht einen fließenden Übergang zwischen dem Innen-, und Außenbereich der Blumenhalle. Von der großzügigen Terrasse aus hat man einen fantastischen Blick in die Weite des Rheinparks, auf die Schauflächen, den Erzbunker und den Wasserturm am Horizont. Vis-á-Vis befinden sich die Hauptinformation der „Grünen Verbände “ mit einem Imbiss, sowie das Rosarium mit Spalieren und dem Rosenpavillon. Darüber hinaus werden an wichtigen Kreuzungen und Aufenthaltsbereichen entlang der Haupterschließung Informationsständen, Kioske und Sanitäreinrichtungen angeboten. Diese kleinen Architekturelemente werden aus Schirmartigen Module gebildet, die flexibel zusammengefügt werden können. Die Module aus Holzkonstruktionen und transluzenten Membranen können unterschiedlichste Verschattungsintensitäten und Lichtstimmungen erzeugen, anfallenden Niederschlag ableiten und sammeln und natürlich berankt werden. Als Reminiszenz an den berühmten Duisburger Philosophen und Globenhersteller Gerhard Mercator wird die Kugel zum wiederkehrenden Gestaltungs- und Ausstattungselement während der Gartenschau. An wichtigen Plätzen und Aufenthaltsbereichen bieten kleine und große Kugeln in verschiedenen Varianten geschnitten, gedreht und transformiert, vielfältige Sitz-, Kletter,- und Spielmöglichkeiten. Diese Ausstattungselemente könnten auch nach der Gartenschau als dauerhaftes Mobiliar im Grünen Ring und am Kultushafen zum Einsatz kommen und diese Orte dauerhaft bespielen.
Ausstellungskonzept:
Bezugnehmend zur zentralen Fragestellung der IGA 2027 „Wie wollen wir morgen leben?“ werden an den beiden Hauptachsen Themengärten zur Leitfrage „Wo kommen wir her?“ präsentiert. In den religiösen Themengärten wie dem Islamischen, Jüdischen, Christlichen und Buddhistischen Garten, werden die Schönheit und Vielfalt der Weltreligionen und der verschiedenen Gartenkulturen gezeigt, um so einen Dialog der Kulturen anzuregen. Entlang der Parkpromenade werden zur Leitfrage “Wo wollen wir hin?” Diskussionen und Antworten zu ökologischen Themen wie Nachhaltigkeit, Stadtnatur, Biodiversität, Klima-Resilienz und gesunde Ernährung gesucht. Dabei sollen die Fantasie und Kreativität der Gäste bezüglich nachhaltiger, naturbewusster und zukunftsorientierter Gartengestaltung, und -nutzung angeregt werden. Dafür werden zu den Themenkomplexen “Zukunftsgärten“, „Klimagärten“, „Nutzgärten“, „Freundschaftsgärten“ und „Heimatgärten“ vielfältige Angebote gemacht. Unter dem Motto “Mein Garten” bieten Flächen für Urban Gardening und Grüne Klassenzimmer Möglichkeiten zur aktiven Aneignung und Beteiligung.
Der Pfad der Industriekultur verbindet die Relikte der ursprünglichen industriellen Nutzung, wie den Wasserturm und den Erzbunker, die durch bauliche Interventionen nutzbar gemacht werden. Der Erzbunker wird über zwei Wendeltreppen erschlossen und kann als Galeriegang für Ausstellungen genutzt werden. Vom Galeriegang hat man einen schönen Panoramablick auf den Rhein, den Skateplatz und den neuen Irrgarten „Hochfeld“. Das Hochfeld aus Riesenchinaschilf zeigt im Verlauf der Gartenschau nicht nur den Wachstumsprozess regenerativer Rohstoffe, sondern bietet auch abenteuerliche Spiel- und Versteckmöglichkeiten. Der Wasserturm wird zum neuen Wahrzeichen des Zukunftsgartens und bietet zukünftig eine schöne Aussicht auf das Gartenschaugelände. Ein lichtdurchlässiger Holzturm erschließt die Ringbühne des Wasserturms und ermöglicht im Inneren ein sich stets veränderndes Lichtspiel und vielfältige Ausblicke. Zwischen dem Wasserturm und dem Erzbunker liegende Paradiesgärten und Erlebnisgärten regen die Sinne und die Kreativität an und schaffen eine farbenfrohe, erlebnisreiche Verbindung zum zentral gelegenen Abenteuerspielplatz.
Während sich diese intensiven Nutzungen in der Mitte des Rheinparks zwischen den Hauptachsen, der Parkpromenade und der Rheinpromenade konzentrieren, liegen die extensiven Ausstellungsnutzungen wie Eventflächen, Liegewiesen und das Arboretum zwischen den Hauptachsen und den Ausgängen Richtung Moerser Straße und am Kultushafen.
Der Kultushafen wird zum neuen Hotspot für Events und wasseraffine Nutzungen und durch eine Uferpromenade mit der Rhein-Park-Promenade und dem Wanheimer Ufer verbunden. Zur Gartenschau werden die vom Bahnhof Hochfeld kommenden Gäste am Kultushafen mit schwimmenden Gärten begrüßt. Diese vegetativen Inseln werden als Experimentierfelder zur Reinigung des Wassers genutzt und tragen zur nachhaltigen Verbesserung der Wasserqualität bei. Durch eine leichte Konstruktion aus Brücken, Rampen und Stegen wird ein auf dem Wasser schwimmendes Sonnendeck barrierefrei erschlossen. Von hier aus starten Wassertaxis zum Rheinstrand und dem Eingang in das Gartenschaugelände oder zu Rundfahrten auf dem Rhein. Das Sonnendeck kann aber auch als Open Stage Bühne und für den Wassersport genutzt werden. Diese minimalinvasive Umbaumaßnahme macht das Wasser für die Besucher*innen vielfältig erlebbar und schütz gelichzeitig die sensiblen Uferbereiche. Zwischen dem Ufer und dem höher gelegenen Stadtgebieten Hochfeld und Wanheim vermitteln die Kultusterrassen, die zum beliebten neuen Treffpunkt und Eventort am Rhein werden. Unter der Wanheimer Brücke lädt der Seilgarten „Tarzan und Jane“ zum Klettern, Schaukeln und „Abhängen“ ein. Die Fläche zwischen den Gleisen könnte zukünftig entsiegelt und zum Hain mit Pioniergehölzen und industrieller Ruderalflur entwickelt werden. Während der Gartenschauwird der Pionier-Hain temporär durch Containerpflanzen simuliert und Food Trucks bespielen die Fläche und machen sie zu einem belebten Aufenthaltsort. Vom neuen „Café-Kultus“ an der Rheinpromenade ergeben sich neue Perspektiven zum anderen Rheinufer und dem neuen Hafenpark am Wanheimer Ufer.
Hafenpark Wanheimer Ufer:
Der Hafenpark wird durch eine neue Promenade erschlossen und über zwei Brücken mit dem Kultushafen und der Mole verbunden. Die Landzunge wird dadurch nicht nur für den Fuß- und Radverkehr, sondern auch für den Wassersport nutzbar gemacht. Am Kajak- und Subverleih können Paddelfans Equipment zur Erkundung des Rheins oder für Yogaübungen im ruhigen Wasser des Hafenbeckens ausleihen. Auf dem Sonnendeck am Kopf des Hafenbeckens lädt die Bar „SUP & Wine“ zum Sundowner ein. Südlich des dahinter liegenden Strandes wird die Ufernutzung extensiviert. Hier steht die ökologische Renaturierung zu einem naturnahen Ufer im Fokus der Weiterentwicklung. Im Zuge der Uferrenaturierung könnte sich hier die ehemalige Wanheimer Insel „en miniatur“ wieder entwickeln und neue Habitate für seltenen Wasservögel und Pflanzen entstehen.