LAND Germany, Düsseldorf mit sceneA‘tecture, Düsseldorf
‚Mehr Wildnis wagen‘ lautet das Motto dieses Entwurfs: Für die IGA werden die Flächen des RheinParks zu bunten, kreisförmigen Themengärten – nach der IGA bleiben weiche Wiesen und Blumenfelder bestehen und machen den Park zu einem Hub der Biodiversität. Der Wasserturm ist als Aussichtspunkt zugänglich und wird zudem von drei weiteren dicht bepflanzten Baubotaniktürmen auf dem Wettbewerbsgelände ergänzt. Der Grüne Ring wird als grüne Infrastruktur implementiert und wird so seiner zukünftigen Funktion als verbindendes Element im Stadtraum gerecht.
Erläuterungstext zum Entwurf:
IGA Metropole Rhur 2027: RheinPark und Anbindung
Mit der IGA 2027 erhält Duisburg die einmalige Gelegenheit, sich auf internationaler Bühne als Zukunftsort zu präsentieren. Dazu wird der Rheinpark, der schon jetzt für die Stadt ein wichtiger Freizeitort ist, durch die Ausstellungsflächen aufleuchten und seine Strahlkraft entfalten. Gleichzeitig ergibt sich durch die IGA die Möglichkeit, bestehende fragmentierte Elemente im städtischen Raum neu zu verbinden und dadurch aufzuwerten.
Das Wettbewerbsgebiet zeichnet sich durch eine interessante Spannung zwischen öffentlichen Flächen und dem während der IGA eintrittspflichtigen Bereich aus: Hier wird der Anspruch eines jeden Gartenfestivals, nämlich mittels einer temporären Ausstellung einen nachhaltig nutzbaren Ort zu schaffen, besonders deutlich.
Der Entwurf folgt diesem Anspruch und entwickelt für die IGA eine Formensprache, die dem Festivalcharakter gerecht wird und gleichzeitig dem Grünen Ring in der Dauernutzung eine eigene Identität als öffentlichem Park zuspricht.
Das Motto lautet ‚Mehr Wildnis wagen!‘ - Durch abwechslungsreiche Bepflanzung, nachhaltige Bewässerung und zukunftsweisende Baumethoden werden der Rheinpark und der Grüne Ring dauerhaft klimaresilient und als Hubs für Biodiversität ausgestattet.
Grüner Ring
Während die Ausstellungsflächen im eintrittspflichtigen Bereich nur temporär bestehen, wird der Grüne Ring als grüne Infrastruktur für den Stadtteil Hochfeld konzipiert und von seiner früheren Funktion als Barrieregrün umgewandelt in ein durchlässiges und verbindendes Element. Neu entstehende Blumenwiesen und Staudenpflanzungen bleiben nach der IGA bestehen. Sie werten den Park visuell auf, während sie pflegeextensiv wie auch trockenheitsresistent und dadurch klimaresilient sind. Neue Platzflächen, Sportgeräte und Spielplätze vervielfältigen die Nutzungsmöglichkeiten; Bestandspflanzungen werden an einigen Stellen behutsam reduziert, um Eingangsbereiche zu öffnen. Retentionswiesen und Regenwasserspeicher ermöglichen das Einbeziehen der umliegenden Nachbarschaft in ein zukunftsgerichtetes Wassermanagement-System, in dem das Regenwasser der versiegelten Oberflächen abgeleitet, gesammelt und so in Trockenperioden für die Bewässerung der Grünflächen verfügbar wird.
Das vorliegende Konzept zur nachhaltigen Entwässerung bezieht den Rheinpark mit ein und sieht Oberflächenrinnen vor, über die Regenwasser zu Sammelpunkten geleitet wird. Die Bewässerung der Pflanzen im Rheinpark soll so auch in Trockenperioden durch gespeichertes Regenwasser gewährleistet werden.
Rheinpark
Im Rheinpark liefert die bestehende Topografie mit den markanten Wiesenschollen den Ausgangspunkt des vorliegenden Entwurfs: Der IGA-Rundweg setzt sich ganz klar über die bestehende Fragmentierung des Geländes hinweg und überbrückt diese im wahrsten Sinne des Wortes. Die Schollenoberflächen werden zu IGA-Ausstellungsflächen, die sich – in bewusstem Kontrast zu den geometrischen Formen des Parks – fantasievoll, in Kreisen und geschwungenen Feldern zwischen den bestehenden Erzbunkerwänden, dem Wasserturm, dem Skatepark und den in Blöcken angelegten Bestandsbäumen auftun. Wilde Flächen aus Gräsern und Wildblumen schaffen einen Übergang von den Blöcken der Bestandsbäume zu den Ausstellungsflächen und rahmen diese ein. Sie bieten zugleich einen Rückzugsraum für die Natur und werden während der IGA als ‚Wildnis‘ zu betrachten sein. Geschwungene und filigrane Brückenstrukturen ermöglichen einen barrierefreien Rundgang über die Schollen hinweg und erlauben es den Besuchern, den Rheinpark aus ganz neuen Perspektiven wahrzunehmen.
Auf der Grundebene entlang der bestehenden Wege und eingerahmt von den Schollenböschungen finden sich Aufenthaltsräume und Sitzgelegenheiten. Dort, wo sich Brücken über die Zwischenräume spannen, wird die Vielschichtigkeit des Entwurfs ganz besonders erlebbar: Es entsteht ein dynamisches Bild, wo sich die Besucher in übereinander gelagerten Systemen bewegen.
Wasserturm
Über die bunten Wiesenschollen hinweg erblickt man den Wasserturm, der zur IGA in neuem Glanz erstrahlt. Auf einer filigranen Gerüststruktur und in respektvollem Abstand schweben zwei gegenläufige Freitreppen in Form einer Doppelhelix um das restaurierte Industriedenkmal und ermöglichen den Besuchern den Aufstieg auf die ehemalige Ringbühne in 20 m Höhe, von der man einen herrlichen Rundumblick über das gesamte Ausstellungsgelände und die Rheinufer hat. Unten, im inneren Sockelbereich des Turms, lädt eine beschauliche Wasserinstallation zum Verweilen ein: Rundum fallen aus geringer Höhe, leise und inspirierend, Regentropfen herab und erinnern assoziativ an die ursprüngliche Funktion des Turms. So wird aus dem Wasserturm ein R(h)ainTower. Unmittelbar daneben streckt sich ein schlanker Gerüst-Turm mit lebender Baubotanik in den Himmel, auf halber Höhe mit einem Übergang zur Ringbühne des Wasserturms. Mit seiner umlaufenden Treppenanlage ist der R(h)ainTower Haupt-Erschließungsstrang während des IGA-Ansturms. Darüber hinaus ermöglicht im Kern des neuen Turms ein Bauaufzug (Transportbühne für Personen und Material) es auch Menschen mit eingeschränkter Mobilität sowie Familien mit Kinderwagen, die Aussichtsplattform auf dem Wasserturm zu erreichen. Der Aufzug ist nur als temporäre Installation für die IGA Ausstellung geplant, kann aber je nach Bedarf in der Dauernutzung geöffnet werden – z.B. an Wochenenden. Das gleiche gilt für die Gerüststruktur um den alten Wasserturm, wodurch der Stadt auf lange Sicht alle Optionen einer Weiternutzung offenstehen.
Baubotaniktürme
Durch zwei weitere Baubotaniktürme am Bonfatiusplatz und am Fähranleger auf der Rheinpromenade wird eine visuelle Verbindung über diese drei wichtigen Punkte des Parks hinweg geschaffen. Die Türme sind einerseits als Experiment und Demonstration neuer Bautechniken zu sehen, andererseits aber auch als immersives Besuchererlebnis.
Walz Platz
Unmittelbar am Wasserturm wird zudem eine neue Platzfläche für Veranstaltungen entstehen, die unter dem Namen Walz Platz die Geschichte des Parks, des ehemaligen Walzdrahtwerks, in den Mittelpunkt rückt. Die Elemente Stahl, Wasser und Pflanzen vereinen sich im neuen R(h)ainTower-Ensemble – explizit auch dargestellt durch eine „Feuerdraht-Inszenierung“ in Rot-Orange entlang der Doppelhelix – und versinnbildlichen hier die besondere Lage des Ortes zwischen dem Fluss, der farbenfrohen Natur und der sich immer weiter nach vorn entwickelnden Stadt Duisburg.
Nebeneingang Rheinpromenade
Entlang der Rheinpromenade, die im nördlichen Abschnitt der Parks auch während der IGA für die Öffentlichkeit zugänglich gehalten wird und wo ein Fähranleger einen wegen des Baubotanik-Turms schon von weitem erkennbaren neuen Ankunftspunkt entstehen lässt, befindet sich ein Nebeneingang zum Ausstellungsgelände. Von hier aus gelangen Besucher, dem IGA-Rundweg nach Süden folgend, zu den weitläufigen Veranstaltungsflächen und entlang der Rheinpromenade zum Kultushafen. Die Rheinpromenade wird zur IGA-Zeit und darüber hinaus durch eine mit Wisteria bepflanzte Pergola beschattet. Im Frühjahr taucht der Blauregen dann die gesamte Promenade in eine wunderbare Farbenpracht und wird damit auch nach der IGA zum Anziehungspunkt für Besucher.
Nebeneingang Wanheimer Straße
An der Wanheimer Straße südlich des Klärwerks befindet sich der zweite Nebeneingang, der den direkten Zugang zu den Veranstaltungsflächen im Süden des Parks sowie zum Kultushafen ermöglicht. Dies erschließt sich zudem aus den vorhandenen Parkplätzen in diesem Eingangsbereich und der Parkplätze für Reisebusse, die östlich der Wanheimer Straße entstehen, sowie durch die Nähe zum Bahnhof Hochfeld Süd.
Anbindung
Das im Entwurf vorliegende Ausstellungskonzept bezieht sich ausdrücklich auf das gesamte Wettbewerbsgebiet. Schon der Weg zur IGA ist dabei Teil des Besuchererlebnisses, denn am Hauptbahnhof steht eine Vielzahl an umweltfreundlichen Transportmitteln (von Fahrrädern über Tandems, Rikschas und Elektroroller) zum Verleih bereit. Das entlastet den ÖPNV in nicht geringem Maße. Ein klar markierter IGA-Weg führt über den Grünen Ring zum Bonifatiusplatz. Einzelne Orte im Grünen Ring werden so für die breite Öffentlichkeit als Erlebnisräume präsentiert und können entsprechend dem dezentralen Gedanken der IGA Ruhr in einem weitgreifenden Programm für Veranstaltungen und Ausstellungen genutzt werden. Infopunkte, die IGA-Besucher hier leiten, werden nach der IGA zu digitalen Klassenzimmern im Freien umgewandelt oder können als Ladestationen für Elektrofahrzeuge und WiFi Hotspots genutzt werden. Der Grüne Ring entfaltet somit ganz dem Wortsinn entsprechend eine vernetzende Funktion.
Mobile Leihstationen
Mobile Leihstationen an beiden Enden der Strecke ermöglichen es, die Transportmittel problemlos abzuholen, anzudocken und zu laden. Die mobilen Elemente, die entlang der Wanheimer Straße und der Wörthstraße auf den zeitweise verkehrsberuhigten Spuren eingesetzt werden, um den Straßenverkehr zu reduzieren und den Bonifatiusplatz attraktiver zu machen, können nach der IGA auch an anderen Stellen in Duisburg verwendet werden, z.B. um einzelne Parkplätze in vielseitig nutzbare Flächen zu verwandeln.
Der Entwurf betrachtet die einzelnen Teilbereiche des Bonifatiusplatzes (Eingang Grüner Ring Süd, Vorplatz Science Center, Vorplatz Bonifatiuskirche) als Gesamtfläche und verbindet diese durch eine übergreifende Formensprache und Materialauswahl. So wird hier ein Platz geschaffen, der eigene Aufenthaltsqualitäten mit sich bringt und den Übergang von Hochfeld zum neu entstehenden RheinOrt attraktiv gestaltet.
Haupteingang
Vom Bonifatiusplatz aus entlang der Achse RheinOrt geht es am ScienceCenter vorbei auf den IGA- Haupteingang zu. Hier ist das Ausstellungsgelände noch nicht eintrittspflichtig und die Flächen, auf denen später der RheinOrt entstehen wird, werden für Duisburger*innen als Zukunftsgarten geöffnet. Auf Experimentierfeldern werden nachhaltige Stadtbegrünungskonzepte (z.B. pflegeextensive Blumenwiesen) getestet und die Bürger*innen dazu eingeladen, schon im Vorlauf der IGA – ganz im Sinne des Leitgedankens Zukunftsgärten / Unsere Gärten / Mein Garten – selbst Hand anzulegen. So können hier entlang der Wanheimer Straße und gegenüber dem bestehenden Kleingartenverein etwa ungenutzte Flächen für Urban Gardening zur Verfügung gestellt werden.
Am IGA-Haupteingang angelangt, öffnet sich der Blick auf den Rheinpark, wo die farbenfrohen Ausstellungsflächen, die gewundenen Wege und die verspielten Brücken dazu einladen, in das IGA- Erlebnis einzutauchen.
Kultushafen
Ganz im Süden des Wettbewerbsgebiets befindet sich der Kultushafen, wo während der IGA für die Besucher*innen und auch danach für alle Duisburger*innen ein attraktiver Ort am Wasser, mit Eventflächen, Sitzmöglichkeiten und Außengastronomie entsteht.
Vom Rheinpark kommend öffnet sich der Blick am Hafenbecken auf ein altes Kohleboot, wie man es früher noch oft auf dem Rhein beobachtete. Jetzt, sinnbildlich für die Transformation des Standorts, ist dieses als Schauboot für die IGA üppig bepflanzt, aber es bleibt unzugänglich – und bietet somit einer Vielzahl von Tierarten auch während der IGA einen Rückzugsort. Wo steile Böschungen und Spundwände derzeit einen Zugang zum Wasser verbauen, wird ab der IGA eine Rheintreppe am Hafenkopf den Höhenunterschied überbrücken. Auf den neuen Sitzstufen kann man so in Zukunft den Blick auf das gegenüberliegende Rheinufer und die Türme der historischen Hochfelder Brücke genießen.
Auf Höher der bestehenden Rheinpromenade zieht sich ein Weg um das gesamte Hafenbecken herum, öffnet somit die Promenade nach Süden zur für die Zukunft geplanten Hafenwelt. Der Entwurf sieht hier für den Ideenteil eine Brücke als neuen Zugang zur Landzunge des südlichen Hafens vor, um den Rundgang für Spaziergänger zu ermöglichen und die Rheinufer so auch hier erlebbar zu machen. Wie auch im Rheinpark soll eine mit Blauregen bepflanzte Pergola die neue Promenade beschatten.
Nachnutzung
In der Nachnutzung werden die formalen Strukturen der IGA aufgelöst, der Rheinpark erhält ein Gewand aus weichen Wiesen und zum Teil verwilderten Blumenwiesen aus versamenden Stauden und beständigen Geophyten. Ganz bewusst wird die IGA so als Gelegenheit aufgefasst, den Rheinpark auch für die Nutzung nach der IGA bunter und artenreicher zu gestalten.
Der Besuch der IGA wird als nachhaltiges Erlebnis in Erinnerung bleiben. Darüber hinaus erfährt der Rheinpark eine neue Bedeutung – als verbindendes Element zwischen der Innenstadt und dem Fluss.