hutterreimann Landschaftsarchitektur GmbH, Berlin mit Sauerzapfe Architekten GmbH, Berlin
Es werden grüne Stadträume mit den Schwerpunkten Freizeit, Erholung und Natur entwickelt. Ein urbaner Strand wird geschaffen. Duisburg wird zukünftig nicht mehr nur für Arbeit stehen, sondern auch für die Freizeit und dafür das Leben zu genießen! Der vorliegende Entwurf nimmt sich dies als Vorsatz und forciert die Betrachtung mit dem Statement: ‚Sous les pavés, la plage! – Unter dem Pflaster liegt der Strand!‘ um das Potential dieser wertvollen Freiräume zu unterstreichen.
Erläuterungstext zum Entwurf:
Duisburg ... das war historisches Handelszentrum, Schwerindustrie, weltgrößter Binnenhafen. Hier wurde in den letzten Jahren bis Jahrhunderten vor allem viel und hart gearbeitet. Diese Arbeit war oft schmutzig und hat die Stadt bedeutend gezeichnet. Seit dem Niedergang der Industrie steht die Stadt am Scheideweg – was wird aus ihr werden? Schon mit der ersten Anlage des Parksystems ‚Grüner Ring Hochfeld‘ und dem damit verbundenen Rückbau von steinernen Stadtstrukturen deutete sich ein Paradigmenwechsel an. Der aktuell noch im Werden begriffene Rheinpark auf der Fläche eines ehemaligen Walzdrahtwerkes führt diesen Wandel nun fort. Mit dem Sprung an den Rhein entdeckt die Stadt Orte mit höchstem Potential neu (und folgt damit auch aktuellen gesellschaftlichen, politischen und klimabezogenen Positionen). Es werden grüne Stadträume mit den Schwerpunkten Freizeit, Erholung und Natur entwickelt. Ein urbaner Strand wird geschaffen. Duisburg wird zukünftig nicht mehr nur für Arbeit stehen, sondern auch für die Freizeit und dafür das Leben zu genießen!
Der vorliegende Entwurf nimmt sich dies als Vorsatz und forciert die Betrachtung mit dem - durchaus gesellschaftspolitisch gemeinten – Statement: Sous les pavés, la plage! – Unter dem Pflaster liegt der Strand!‘ um das Potential dieser wertvollen Stadträume/Freiräume zu unterstreichen.
Mit der Vervollständigung des Rheinparks und der Entwicklung des Kultus- und Südhafens entsteht ein neues, starkes und trotzdem vielfältiges Freiraumsystem entlang des Rheins. Im Süden wird so auch eine Verknüpfung zum bereits bestehenden Uferpark Rheinpromenade Wanheim geschaffen. Ein markantes Scharnier bildet der Kultushafen, der als Bucht zwischen Rheinpark und Südhafen ein Ort von besonderer Bedeutung ist. Er bildet den Auftakt für die weitere Entwicklung nach Süden und wird selbst zu einem neuen Anziehungspunkt für Freizeit, Gastronomie und Kulturnutzung. Stadtverbinder – lineare Grünachsen verbinden den neuen Uferfreiraum mit den angrenzenden Stadtquartieren und steigern somit die Wohnqualität der Anwohner. Die beiden Achsen im Bereich Rheinort bauen zudem eine Verbindung zum Grünen Ring Hochfeld auf. Hier wird auf gesamtstädtischem Maßstab eine vernetzende Grünstruktur von höchster Qualität geschaffen, die Duisburg an den Rhein rückt und Hochfeld vom Hinterhof-Image wegführt und eine starke, grüne Adresse beschert. Beide Freiraumsysteme, der Grüne Ring, als auch das entlang des Rheins zeichnen sich durch eine durchgehende Promenade aus. Während diese sich im grünen Ring zwischen großen Stadtplätzen – den Stadtgelenken - leicht mäandrierend, aufspannt, verläuft sie im Rheinpark und im Südhafen großflächig und heterogen entlang der Ufer.
Der Grüne Ring wird der neue große Quartierspark für den Stadtteil Hochfeld und dessen Bewohner. Die Anwohner, die aus vielen verschiedenen Ländern hierher gespült wurden wie an den Strand eines fremden Landes sollen sich hier zuhause fühlen und jeweils ihren persönlichen Platz finden. Als neue Ankerpunkte nehmen die Quartiersterrassen (z.B. Blücherplatz, Bachplatz, etc.) Bezug zu den umliegenden Straßen und Zugängen entlang des Parks. Hier werden kleine Platzsituationen geschaffen, die mit strengen Baumhainen (Prunus sargentii und vereinzelte mediterran anmutende Prunus dulcis) zu Orientierungspunkten im Park werden. Zusätzlich schaffen sie neuen Aufenthaltsflächen und bieten Platz für (Tischtennis, Boule, Freiluftschach usw.) bieten. Die Platzsituationen bestehen aus gepflasterten Flächen mit jeweils einer Intarsie aus wassergebundener Decke in welcher die Baumpflanzungen stehen. Massive, vandalismussichere Sitzelemente können mit ortsspezifischer Beschriftung (z.B. Blücherplatz, etc…) helfen ein positives Neighbourhoodbranding zu entwickeln.
Insgesamt spielt das formale Flächen und Erschließungslayout des landschaftlichen Parks mit der Thematik der sich hin und her schwingenden Linien der sich am Strand brechenden und auflösenden Wellen, womit hier sehr selbstverständlich auf den wertvollen Baumbestand reagiert werden kann. Während sich ein übergeordneter Hauptweg - die Parkpromenade – in langen Schwüngen zwischen den großen Stadtplätzen aufspannt, sorgen untergeordnete, schmalere Parkwege für die Erschließung der verschiedenen Teilräume des Parks. Wiederum feinere Bänder, strukturieren die Teilräume als Pfade und Sitzmauern. Besonders intensive Aktionsflächen für Spiel und Sport finden sich in Bereichen von Verwirbelungen. Der Grüne Ring ist im Gegenteil zum stringent und linear gegliederten Rheinpark, weich fließend und landschaftlich. Eine neue Vegetationszonierung untermalt das formale Spiel der Wege und schafft ein durchgängiges Parkraumerlebnis: Entlang der großen Straßen (Rudolf-Schock-Straße und Wörthstraße) wird ein dichter, bepflanzter Rücken aus Bäumen und Büschen entwickelt, der zumeist auf der den Straßen zugewandten Böschungsflächen des Lärmschutzwalles verläuft und so den Parkraum hier abschließt. Zum Parkinneren hin sorgt eine extensive Parkwiese für saisonal wechselnde Landschaftsbilder, während ein zentraler Rasenkorridor als dauerhafter Raum für vielfältige Nutzung dient. Entlang der bestehenden Bebauung schmiegt sich abschließend ein durchgängiges gärtnerisches Band. Hier werden in langen Abschnitten extensive, naturnahe Stauden und Gräser gepflanzt, die neben der gestalterischen Aufwertung auch eine Erhöhung der Biodiversität ermöglichen. In einigen Abschnitten soll überdies hinaus aber auch Raum für gärtnerische Nutzung durch die Anwohner (community gardening) bereitgestellt werden, da ein solcher Bedarf bereits im Bestand deutlich wird und so auch die soziale Kontrolle und die Annahme des Raumes gestärkt wird.Ein möglicher Nutzer hier wäre die ‚Mein-Garten-Initiative‘. Einige im Bestand stark zugewachsene Flächen werden ausgelichtet um Angsträume zu beseitigen. Blickbezüge werden gestärkt. Zusätzlich sorgen gezielte Gehölzneupflanzungen für eine bewusste Inszenierung der verschiedenen Parkräume und -kulissen. Zur Verwendung sollen hier vor allem Gehölze kommen, die wie ein Großteil der Stadtteilbevölkerung aus Südosteuropa stammen, da diese insbesondere im Blick auf den Klimawandel als resiliente Alternativen gelten und die Diversität der Parkvegetation erhöhen. Das gleiche gilt für die Bepflanzung des Staudensaums. Hier kann eine entsprechende Mischung aus heimischen Stauden und Gräsern, sowie Arten aus Regionen mit Steppenklima/extremeren Wetterverhältnissen der Schlüssel für eine langjährig extensive Pflege sein. Die verschiedenen Aktivitätsbereiche nehmen meist einen Bezug zu bestehenden Strukturen auf. So wird neben der Fläche des Klettervereins, eine öffentliche Boulderlandschaft (Boulderbalkon) geschaffen. Die Flächen des Bolzplatzes und des Basketballplatzes im nördlichen Abschnitt werden neu entwickelt. Der Festplatz nahe des Blücherplatzes wird neu aufgesetzt. Innerhalb des Rasenkorridors wird Raum für eine Grillwiese und zum freien Spiel angeboten. Im dichteren Saum zwischen Lärmschutzwall und Eigenplatz wird das Waldtheater zum besonderen Highlight. Hier kann man sich im Schatten erholen oder lokale Vereine und Institutionen Theaterstücke, Poetry-Slams oder kleine Konzerte abhalten.
Der zentrale Teil des Bearbeitungsbereichs im grünen Ring zwischen Rheinhauserstraße und Bonifatiusplatz wird deutlich ausgelichtet und aufgeweitet. Im Abschnitt des neuen Multifunktionsspielfeldes wird der bestehende Lärmschutzwall in Teilen abgegraben und durch eine höhere Lärmschutzwand ersetzt. Ein großes Calisthenics-Gym auf Höhe der Hochfeldstraße stärkt das Thema Sport im Freien, während im Gartensaum der Schule an der Brückenstraße ein grünes Klassenzimmer mit Schulgarten geschaffen wird. In der Maximalvariante wird auch die Fläche des heutigen Discounters in das Parksystem des Grünen Rings einbezogen. Als sinnvolle Ergänzung zu den anderen Teilräumen wird hier eine großzügige, offene Rasenfläche für freie Bespielung vorgeschlagen. Der Spielplatz an der Tersteegenstraße wird überplant und als ‚Große Welle‘ neu in die Parkgestaltung integriert. Entlang der Wörthstraße wird eine neue Bebauung vorgeschlagen, die zum einen als städtebauliche Arrondierung und zum anderen als Lärmschutz für die Parkflächen dient. Hierbei wird westlich des bestehenden Bürogebäudes eine neue Platztasche aufgespannt, die den denkmalgschützten Gartenbereich aufnimmt und die Fassade des Bestandsgebäudes erlebbar hält. Der Park erhält insgesamt – auf der Basis des wertvollen Parkbaumbestandes - eine hohe Diversität an Nutzungen und Charakteristika. Dies entspricht der Vielfalt der Anwohnerschaft und wird unterstützt die umgebenden Quartiere bei der Identitätsbildung. Sämtliche Parkbereiche sind barrierefrei erreichbar.
Als Größtes der Stadtgelenke kommt dem Bonifatiusplatz eine besondere Rolle zu. Er ist der zentrale Verteiler zwischen Grünem Ring (Hochfeld) und - über die Achse Hochfeldallee - dem Rheinpark (Rheinort). Aufgrund seiner komplexen verkehrlichen Verflechtungen bleiben die Straßentrassen unangetastet. Klare Raumkanten sollen den Platz zukünftig begrenzen. Hierzu zählt vor allem im Süden die Bebauung Rheinort mit dem Science-Center. Aber auch eine neue Bebauung an der Wörthstraße/Ecke Wanheimerstraße schafft eine bessere Begrenzung des Platzraumes. Hier findet auch der Grüne Ring einen klaren Abschluss. Um den heutigen Charakter als Verkehrsnebenfläche und deren heterogene Anmutung aufzuheben und eine höhere Aufenthaltsqualität zu erzeugen wird neben einer materialeinheitlichen Pflasterung der Gehwegbereiche eine Aufwertung der Pflanzflächen angestrebt. Neue Sitzmauern mit Holzauflagen runden das Upgrade für den Bonifatiusplatz ab und machen den Platz zukünftig zu einer starken Adresse.
Neben dem Bonifatiusplatz wird während des Zeitraumes der IGA der gesamte Stadtraum zwischen Hochfeld und Rheinort als Stadtraum der Zukunft inszeniert. Durch die temporäre Sperrung von Fahrspuren in der Wörthstraße und der Wanheimerstraße für PKW kann man hier experimentell aufzeigen wie Stadt auch aussehen könnte und wie sie lebenswerter wird und wieder einen menschlicheren Maßstab erhält. Baumreihen in Pflanzkübel stärken die Wahrnehmbarkeit der Intervention im Stadtraum und mildern die Dominanz der Verkehrsflächen. Während in der Wanheimerstraße beidseitig ein Fahrstreifen in einen Radweg verwandelt wird, werden in der Wörthstraße die Verkehre gebündelt. Eine Fahrbahn wird dem motorisierten Verkehr zugeschlagen und die andere zur Radschnellweg-Allee umgebaut. Markierungsfarben in Kombination mit den Pflanzkübeln lenken die Verkehrsteilnehmer und sorgen für Sicherheit. Zusätzliche Querungspunkte stärken die Verbindung zwischen den Stadtteilen. Hier werden besondere Ausstattungsmodule (Sitzelemente und Pflanztröge) vorgesehen, die diese Orte beleben. Dieses modulare Mobiliar soll aus Rhein-Plastik/Ozeanplastik hergestellt werden. Es ist nachhaltig, kann günstig hergestellt werden und ist langfristig und flexibel nutzbar. Große, farbige Sonnenschirme unterstreichen die Mehrfachnutzung dieses Stadtraumes. So kommt auch hier ein bisschen Strandpromenadenfeeling auf… Die Schirme dienen auch im umzäunten IGA-Gelände als ergänzende Schattenstrukturen.
Der Kultushafen wird zum neuen Dreh- und Angelpunkt im Freiraumsystem des Rheins in Duisburg. Als Endpunkt des Rheinparks und späterer Auftakt in den Südhafen kommt ihm eine besondere Bedeutung zu. Er soll ein Container für vielfältige kulturelle Nutzungen sein. Konzerte, Open-Air-Kino, Märkte, etc. Die verschiedenen Flächen und Niveaus sollen explizit flexibel bespielbar bleiben. Als dauerhafter Anlaufpunkt dient allerdings die Hafenbar, ein Biergarten der diesen Hafenort ganzjährig als Ausgangspunkt für kulinarische Reisen in Szene setzt. Am Hafenkopf wird eine langgestreckte Treppe mit flachen Sitzstufen entwickelt, in Erinnerung an die lange Rampe der ehemaligen Trajektanstalt (Eisenbahnfähre). Beidseitig erschließen zwei Treppenanlagen die Sitzstufenlandschaft. Die Treppe endet mit einem breiten Podest am Hafenbecken auf Höhe der Spundwände. Die Spundwand am Hafenkopf wird neu gesetzt. Im Hafenbecken wird außerdem ein großzügiger Ponton mit Holzdeck geschaffen, der den Menschen die Möglichkeit bietet ganz nah ans Wasser zu gelangen - und das bei schwankendem Wasserspiegel. Während die neue, den Hafenplatz umfahrende Promenade aus Asphalt an die Wegeflächen des Rheinparks und den bestehenden Bahnübergang anschließt vermittelt sie zugleich barrierefrei zwischen den Anschlusshöhen und dem Platzniveau. Zwischen der Promenade und dem Platz bieten der Topografie folgende Sitzstufen Möglichkeiten zum Aufenthalt.
Am östlichen Ende des Hafenplatzes verdichten sich die freien Baumpflanzungen der Promenade zu einem lichten Blätterschleier. Sie blenden die dahinterliegende Brücke ein wenig aus und schaffen einen angenehmen, grünen Hintergrund. Hier kann man sich im Schatten auf den Sitzstufen niederlassen und dem Treiben auf dem Platz zusehen. Die Gehölzgruppen bestehen aus verschiedenen Klimabaumarten (Quercus rubra, Liquidamber styraciflua), sowie standorttypischen Weiden und Pappeln (Salix alba ‚Liempde‘, Populus tremula). Die aktuellen haffenaffinen Nutzungen bleiben weiterhin möglich. Für den Fall der Aufgabe dieser Nutzungen sollen die Flächen südlich des Hafenbecken des Kultushafens auch für größere Veranstaltungen genutzt und so als Kulturstandort etabliert werden. Die Nördlichen Hafenmauern, mit ihren gepflasterten, leicht verwilderten Böschungen, verbleiben größtenteils unangetastet und somit als wertvolles Hafenbiotop bestehen. Ein Pflegemanagement soll diesen Standort langfristig erhalten und gleichzeitig die Stabilität der Hafenmauern sichern.
Der Ideenteil Südhafen wird perspektivisch zum großen Freizeithafen am Rhein entwickelt. Er nimmt dabei Elemente aus dem Rheinpark auf und interpretiert sie dem Charakter des Ortes entsprechend neu. Im Hafenbecken wird neben Museumsschiffen auch eine Marina angeboten. Der das Hafenbecken begleitende Promenadenbereich folgt als großzügige Flaniermeile mit Hafenflair gleichmäßig der heutigen topografischen Geländegliederung. Das Bild der freien Baumgruppen im Promenadenbereich wird hier fortgesetzt, Aufenthaltsbereiche geschaffen und die beiden markanten Kräne bewahrt und in Szene gesetzt. Wenn die Gleistrassen aufgegeben werden entstehen hier Gleisgärten. Auf den höher liegenden Flächen östlich der Promenade erhält der Südhafen einen durch große, geordnete Baumblöcke – die Port-Haine - strukturierten Hintergrund. Sie stehen als flexibel aufladbare Freiraumcontainer. Lediglich die alte Hafenhalle bleibt als Ausstellungsgebäude bestehen und soll Teil der Hafenwelt werden. Am südlichen Hafenkopf ergänzt ein Neubau mit gastronomischem Angebot, Konferenz- und Veranstaltungsräumen die Hafenwelt. Die den Südhafen vom Rhein trennende Mole wird im Norden über eine Brücke an den Kultushafen angebunden und über einen langen Weg als besonderer Erlebnisort – umgeben von Wasser – inszeniert.
Als krönende Feier zu den neuen Entwicklungen in Duisburg-Hochfeld findet hier 2027 die IGA statt. Der nun vollendete Rheinpark wird zur Grundlage für das große Event. Das Layout der Ausstellungsflächen (den Vorgaben entsprechend) und die Wegeführung würdigen dessen Anlage. Sie unterstreichen - in Zwiesprache mit den markanten Waldstücken/Baumhainen - seine extrovertierte Formsprache und möchten ihn für die Besucher mit seinen Spezifika erlebbar machen. Wie vorgegeben bleiben Skatepark und die Flächen rund um den Ziegenpeter am Rhein öffentlich außerhalb des umzäunten Bereichs. Eingänge befinden sich am Bonifatiusplatz (Haupteingang), an der Achse Rheinort und im Kultushafen. Die zentrale Fragestellung ‚Wie wollen wir morgen leben?‘ wird in der Ausstellung auf vielfältige Weise thematisiert. Neben dem Thema Mobilitätswandel, welches in den angrenzenden Straßenräumen erlebbar wird, sind die Kernthemen Stadtnatur, Kultur, Nachhaltigkeit und Ökosystemdienstleistungen. Das neue Science-Center am Bonifatiusplatz bündelt all diese Themen und bietet neben Workshops und Vorträgen mit der Hauptgastronomie auch die Möglichkeit sich nachhaltig zu ernähren. Ergänzende Gastronomiestandorte werden an der Rheinpromenade und im Kultushafen angeboten. Die Blumenhalle wird als ‚Grünes Gebäude‘ auf dem Baufeld D verortet. Die anderen Teilbaufelder werden räumlich wahrnehmbar als Kurzumtriebsplantagen und Experimentierfelder für Phytosanierung nachgezeichnet. Im Hafenbecken des Kultushafen docken während der Gartenschau ‚Floating Farms‘ an Sie rücken die Frage zukünftiger Nutzung von Wasserflächen und dem steigenden Meerespiegel in den Fokus. Hier startet auch der neue Umweltlehrpfad, der die besonderen Biotoptypen des Rheinparks erklärt.
Der Wasserturm wird als Technikdenkmal in seiner Bauweise vollständig erhalten und denkmalgerecht saniert. Der Innenraum des Wasserbehälters wird als Projektionsfläche für wechselnde Panoramaprojektionen zum Thema WASSER genutzt, auf seinem Dach wird eine zurückgesetzte Aussichtsplattform in Form eines Ringes installiert. Beide Ebenen werden durch einen freistehenden, separaten Treppenturm erschlossen, der durch die eine gegenläufige Doppeltreppe einen getrennten Auf- und Abstieg ermöglicht. Die Doppeltreppe erfüllt auch Anforderungen an eine Entfluchtung. Der Treppenturm wird mit einer gelochten Metallfassade bekleidet, die nach oben immer durchlässiger wird. Die metallische Oberfläche wirkt weithin als Zeichen für einen Wandel der Nutzung.
Würdigung der Arbeit durch das Preisgericht
Duisburg ... historisches Handelszentrum, Schwerindustrie, weltgrößter Binnenhafen, hier wurde dementsprechend viel und hart gearbeitet. Die Arbeit war oft schmutzig und hat die Stadt bedeutend gezeichnet. Mit dem Rückbau von Stadtstrukturen in den 80er-Jahren hat das Parksystem ‚Grüner Ring‘ um den Stadtteil Hochfeld seinen Anfang genommen. Und mit dem RheinPark sind weitere besondere Orte und weitere wertvolle Landschaften am Fluss hinzugekommen oder werden bald hinzukommen. Duisburg wird zukünftig, wie die Verfasser zutreffend formulieren, nicht mehr nur für Arbeit stehen, sondern auch für die Freizeit und dafür, das Leben zu genießen!
Mit der Arbeit wird eine IGA 2027 vorgetragen, die sich den neu entstehenden Bezügen aus den Stadtteilen zu diesen Freiräumen und dem Rhein widmet und daraufsetzt, weitere Qualitäten für die Stadt und ihre Bewohner und Bewohnerinnen zu formen. Das Preisgericht bestätigt den mit dieser Arbeit vorgetragenen Grundsatz, dass angesichts der verschiedenen und auch untereinander fraktionierten Teile jeder Teilbereich zunächst seinen jeweiligen Begabungen gemäß weiterentwickelt wird.
Der Grüne Ring und Bonifatiusplatz
Dies gelingt in den Abschnitten des Grünen Rings durch ein entschiedenes Plädoyer für möglichst zusammenhängende Grünräume, die sich durch einen elastischen Mäander an Wegen gliedern. Dabei vorgenommene Verdichtungen als parallel geführte Pfade erschließen sich in ihrer Funktion nicht immer.
In diesem Gerüst gelingt es auf einfache Weise, die siedlungsnahen ‚Gärten‘ mit offenen Wiesenräumen als ‚Landschaft‘ und dem grünen Rücken des Lärmschutzwalles zu ordnen. Ebenfalls hervorzuheben ist die Aufmerksamkeit des Entwurfs für alle Anknüpfungspunkte des Rings am Stadtteil Hochfeld.
Die räumliche Fassung der Wörthstraße vom Bonifatiusplatz bis zur Anbindung Hochfelder Straße nimmt sich mit einer Bauzeile angenehm zurück und lässt dem künftig freiwerdenden Innenraum größtmögliche Potenziale und Programmpunkte. Der Bezug zur Bonifatiuskirche wird als Gelenkpunkt des Freiraumsystems richtig erkannt. Er bleibt in seinem gestalterischen Auftritt eher verkehrsgeprägt, und wenig einladend, lässt dabei der Kirche und dem künftigen Science-Center im Baufeld D den ihnen gebührenden Raum.
Sowohl die Achse RheinOrt als auch die Achse Hochfeldallee werden nicht als städtische, sondern als grüne Verbindungen zum RheinPark verstanden. Die künftige Bebauung des Siedlungsbereiches RheinOrt wird damit angenehm eingebunden.
Das Ausstellungskonzept
Der fast fertiggestellte RheinPark ist eine gute Bühne für die Programmpunkte der IGA 2027. Die Topografie und Wegenetze werden dabei eher beliebig und unklar genutzt, konkretere Verortungen werden vermisst.
Die Zugänge zum IGA-Gelände, auch die erklärten Nebeneingänge, sitzen richtig und sind so gut vorstellbar. Der Park und seine Ränder zeigen auch in der Dauernutzung, dass sie vielfältige Themen gut aufnehmen können.
Der Wasserturm
Der Wasserturm wird hinsichtlich des vorgetragenen neuen Erschließungsturms kontrovers diskutiert. Die Nutzung des Daches als weitere Aussichtsplattform ist aufgrund der damit verbundenen Belastungen nicht möglich.
Der Kultushafen
Ebenfalls schwierig erscheint es, die Ponton-Lösung im Kulturhafen mit der Tide des Rheines bei Niedrigwasser wie auch bei Hochwasser in Einklang zu bringen. Der Ansatz, die befestigten Böschungen mit ihrem schützenswerten Artenbesatz weitgehend in Ruhe zu lassen, wird begrüßt.
Der Südhafen als Ideenteil
Die Vorschläge im Ideenteil bieten gute Ansätze, den Stadtteil Wanheimerort in kleinen oder größeren Schritten zukünftig an den Rhein und die Menschen bis zum Südhafen und weiter an den Fluss zu bringen.
Alles in Allem eine Arbeit, der bei vielen guten Ideen die gebotene Rücksichtnahme auf den Bestand attestiert wird. Die Stadt und ihre Bewohner haben genau dies mit einer IGA verdient.